Man ist unter sich

■ Bei den Hamburger Meisterschaften im Kanupolo wird es ab morgen naß und spannend zugehen Von Marcus Scherf

s ist ein überschaubarer Kreis. Rund 100 Aktive – zum größten Teil männlichen Geschlechts – betreiben in Hamburg Kanupolo, verteilt auf fünf Vereine. Man ist unter sich, und das wird auch am Wochenende nicht anders sein, wenn die Hamburger Meisterschaften auf der Außenalster ausgetragen werden.

Entstanden ist diese sehr rand-sportartliche Wettkampfform aus dem althergebrachten Wanderpaddeln. Doch so ruhig und beschaulich geht es beim Kanupolo, das erstmals in England gespielt wurde und dort in den 30ern zuletzt eine Art Blüte erlebte, nicht zu. Zwei Mannschaften mit jeweils fünf Kajaks schwimmen sich auf einem maximal 35 mal 50 Meter großen Spielfeld gegenüber. Das Ziel ist klar: So häufig wie möglich soll der Ball ins Tor des anderen Teams befördert werden – egal, ob mit Hand oder Paddel. Keine leichte Aufgabe, das Gehäuse ist nur ein mal anderthalb Meter groß und hängt in zwei Meter Höhe über der Wasseroberfläche.

Am schwierigsten macht es die Sache jedoch, daß der direkte Weg zum Tor meist versperrt ist. Es ist erlaubt, das eigene Boot als Rammbock einzusetzen oder im Zweikampf um den Ball andere Kajaks umzuwerfen. „Die Eskimorolle sollten die Spieler beherrschen“, sagt Uwe Boldt, Polowart der Niederdeutschen Wanderpaddler, „sonst kommen sie nach dem Umkippen nicht wieder hoch.“

Übertriebener Einsatz wird jedoch, wie in anderen Sportarten auch, sanktioniert. Der Strafenkatalog sieht neben der Verwarnung mit der grünen Karte und einer Zeitstrafe durch den gelben Karton auch den dauerhaften Ausschluß vor: Wer vom Schiedsrichter die rote Karte gezeigt bekommt, wird des Wassers verwiesen. Zu schweren Verletzungen kommt es nur höchst selten, „denn“, so Boldt, „die Aktiven sind durch ihre Westen und Helme gut geschützt.“

Über eine gute Kondition müssen Kanupolo-Spieler verfügen. Die Spieldauer beträgt zwei mal zehn Minuten, wobei Zeitschinden nur schwer möglich ist. Das Spielgerät darf maximal fünf Sekunden festgehalten werden, dann muß der Paß erfolgen.

Die einzige Ausnahme ist ziemlich riskant und kommt immer dann zum Tragen, wenn kein Mitspieler anspielbar oder das Tor nicht in Wurfweite ist: Ähnlich wie dem Dribbeln beim Hand- oder Basketball legt sich die Spieler den Ball selbst vor – und paddelt hinterher. Ein, insbesondere im Bereich des gegnerischen Tores, sehr gewagtes Unterfangen, denn die verteidigende Frau- oder Mannschaft hat reichhaltige Mittel, den Angriff abzuwehren. Zur Verfügung stehen fünf mindestens dreieinhalb Meter lange und 53 Zentimeter breite Kajaks, die nicht weniger als zehn Kilogramm wiegen dürfen, fünf Paddel und zehn Arme und Hände, deren Einsatz des öfteren für tumultartige Szenen unter dem Tor sorgt.

Doch trotz dieser durchaus sehenswerten Aktionen ist Kanupolo eine Exoten-Sportart geblieben. Daran hat auch die Einführung der Bundesliga im vergangenen Jahr nichts ändern können und auch nicht die Neufassung des Reglements. Wurde anfänglich noch auf 90 mal 40 Meter großen Feldern gespielt, ist die Fläche nunmehr auf maximal 35 mal 50 Meter begrenzt worden, so wie es international bei den Wettkämpfen üblich ist. Auf einem Feld dieser Größe finden in diesem Jahr die Weltmeisterschaften statt.

Wer Kanupolo auf höchstem Niveau sehen will, muß sich jedoch nicht auf den weiten Weg nach Australien machen, die Hamburger Meisterschaften sind auch nicht zu verachten.

Die Titelkämpfe werden dieses Wochenende in der Bucht von Schwanenwik an der Außenalster beim Hamburger KC ausgetragen. Teilnehmen werden außer den Gastgebern fünf weitere Mannschaften: Alster CC, der ASV Bergedorf und der BWS Hamburg. Die Niederdeutschen Wanderpaddler stellen zwei Teams. Interessierte sollten sich morgen und am Sonntag, jeweils ab 9 Uhr, an der Barcastraße einfinden. (Foto: Uwe Schmidt)