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Der Heiligen Jungfrau der Nachsicht sei Dank

■ Jeder in Spanien weiß, wo Almedralejo liegt: Der FC Extremadura hievt sich, ein 25.000-Seelen-Kaff und eine verarmte Bauerngegend im Süden in die erste Fußball-Liga

Madrid (taz) – Wo Almedralejo liegt? Jeder in Spanien weiß, wo Almedralejo liegt. Zumindest seit letztem Wochenende. Der Stadtpatronin des verlorenen Ortes mitten im trockenen, bäuerlichen Süden des Landes sei Dank. Die Heilige Jungfrau der Nachsicht hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und die Stoßgebete der Einwohner des 25.000-Seelen-Kaffs erhört. Sie stand dem örtlichen Fußballklub FC Extremadura zur Seite, als sich dieser mit zwei Siegen (1:0, 0:1) gegen den Absteigerkandidaten Albacete aus der Mancha in die erste Liga schoß.

Es handelt sich zweifelsfrei um ein Fußballwunder nach allen Regeln. Möglich gemacht hat es Trainer Josu Ortuondo aus dem Baskenland, einer der Wiegen des spanischen Fußballs. In nur fünf Jahren puschte er die Kleinstadtkicker vom Extremadura aus der dritten in die erste Liga, und das mit nur 1.500 Klubmitgliedern, einem Stadion, in das gerademal 5.000 Zuschauer passen, und einem Jahresbudget von wenig mehr als zwei Millionen Mark.

„Fußballtagelöhner“, nennt die Presse das Team von Ortuondo gerne – inzwischen längst nicht mehr spöttisch, sondern voller Anerkennung. Wo kein Geld da ist für Stars, zählt der Mannschaftsgeist. „Die Spiele gewinnen nicht die elf Spieler auf dem Feld, sondern die gesamte Belegschaft“, heißt das lobenswerte Motto von Trainer Ortuondo. Und Mannschaftsgeist braucht es, um beim FC Extremadura durchzuhalten; nicht selten fehlt am Monatsende das Geld, um die Gehälter auf die Konten der Spieler überweisen zu können.

Aber was ist Geld? „Was die Mannschaft erreicht hat, geht in die Geschichte des spanischen Fußballs ein“, jubelt Manuel Jesús Moran. Der ist der Bürgermeister der Bauernmetropole und nun sozusagen auch berühmt. Seine Stadt ist die kleinste Gemeinde, die jemals einen Klub in die erste Liga entsandte. Jetzt soll die Regionalregierung einen Stadionausbau finanzieren, um die Fußballriesen Spaniens gebührend empfangen zu können. Denn an Fans wird es den Blau-Roten künftig nicht fehlen, da sind sich alle im Ort einig. Da der FC Extremadura der einzige Erstligist jener armen Südregion ist, deren Name er trägt, erhofft man sich in Almendralejo einen Solidarisierungseffekt, der das größere Stadion und die Kassen füllen soll.

Und in Sachen Erfolgsaussichten verlassen sich die Extremeños ganz auf die Fußballphilosophie eines anderen baskischen Trainers, die des spanischen Nationalcoachs Javier Clemente: „Es ist nicht das gleiche, ob ich mit 21 Jahren zwei Millionen Mark verdiene oder nicht. Hunger zu haben, ist beim Fußball sehr wichtig.“ Clemente sagt auch immer: „Wenn einer erst mal sein Privatleben mehr oder weniger im Griff hat, opfert er sich viel weniger auf. Und beim Fußball bist du ohne Opferbereitschaft verloren.“ Na dann kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. Rainer Wandler

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