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Ariane 5 - reichlich teure 40 Sekunden für die europäische Raumfahrt. Für die ESA ist der Knall vom Dienstag "eine Angelegenheit, die die schlichte Frage nach Geld übersteigt". Fakt bleibt: Nur Subventionen ermöglichen das Ariane-Projekt

Ariane 5 – reichlich teure 40 Sekunden für die europäische Raumfahrt. Für die ESA ist der Knall vom Dienstag „eine Angelegenheit, die die schlichte Frage nach Geld übersteigt“. Fakt bleibt: Nur Subventionen ermöglichen das Ariane-Projekt

Ein Softwarefehler im Steuerungssystem hat wahrscheinlich den Fehlstart der europäischen Trägerrakete Ariane 5 am Dienstag in Kourou verursacht. Das teilte gestern die europäische Raumfahrtagentur ESA in Paris mit. „Das wäre erfreulich, wenn der Fehler so einfach wäre“, sagte dazu einer der Raumfahrtexperten aus dem Bremer Dasa-Werk erleichtert. Und die deutschen Wissenschaftler können auch aus einem anderen Grunde ein klein wenig beruhigt sein: Der Rechner, der den Start steuerte, wird zwar in Bremen in die Oberstufe der Rekate einmontiert, kommt aber komplett mit fertiger Software vom französischen Matra-Partner.

37 Sekunden nach dem Start hatten alle Triebwerke nach einem entsprechenden Rechnerbefehl einen Schwenk vollzogen. Nach diesem ungeplanten Schwenk sei die Rakete nach 40 Sekunden durch einen automatischen Mechanismus zerstört worden, teilte die Bremer Dasa mit.

Auf 1,25 Milliarden Mark wird nach ersten Schätzungen der Schaden beziffert, der durch die Selbstzerstörung der Rakete und der vier Satelliten für die ESA entstanden ist. Das bedeutet aber keineswegs, daß eine Summe in dieser Größenordnung nun zusätzlich aufgebracht werden müßte. Rund 800 Millionen kosten allein die vier Satelliten, die die Ariane mitführte. Ob die nun nachgebaut werden oder ob das damit verbundene Forschungsprogramm gestrichen wird, ist offen. Auch diese Satelliten waren, weil es sich um ein staatliches Programm handelte, wie die Ariane 5, nicht versichert.

Drei staatliche Raketenstarts hat die ESA in ihrem Finanzplan, danach sollen die Starts sich selbst tragen. Dabei wird der Preis eines normalen Starts mit zehn Prozent geringer als der der Ariane 4 veranschlagt und deutlich unter 200 Millionen Mark liegen, obwohl die Ariane 5 mehr Nutzlast transportieren kann. Bei der Dasa in Bremen geht man davon aus, daß ein mißlungener Start auch ein Start ist. Das würde bedeuten, daß nur noch zwei staatliche Probestarts folgen. Der Finanzplan für die Ariane 5 müßte in diesem Fall nicht korrigiert werden. Das Bundesforschungsministerium ließ jedenfalls verlauten, einen Nachschlag für das kürzlich gerade verhandelte ESA-Paket werde es nicht geben.

Entscheidend bei der Neuentwicklung sind vor allem die Dimensionen: 700 Tonnen Raketenmasse, davon 80 Prozent Treibstoff, sollten sieben Tonnen Satellitenmasse in die Umlaufbahnen schießen können. Über 100 Tonnen Schub sollen die Haupttriebwerke liefern. Aber das sind nur acht Prozent des Schubes, den die Rakete braucht. 92 Prozent der Energie, um in 120 Sekunden auf 58 Kilometer Höhe zu kommen, liefern die zwei jeweils 30 Meter hohen „Feststoff-„Booster“, die an den beiden Seiten montiert sind.

Existenzberechtigung für Ariane 5 gesucht

Die Ariane 5 soll nicht nur erheblich stärker sein als die Ariane 4, sie sollte auch einfacher sein. Durch eine Reduzierung der Anzahl der Bauteile soll die Zuverlässigkeit gesteigert werden. Je geringer die Anzahl der Bauteile, desto geringer die Fehleranfälligkeit, ist die einfache Rechnung. Wenn es wirklich nur ein Software-Fehler war, der zum Fehlstart der Ariane 5 führte, dann muß aus diesem Werbeslogan nicht zwangsläufig ein böser Scherz werden. Die Versicherungsprämien für die Ariane 4 lagen wegen ihrer Zuverlässigkeit zuletzt bei nur 14 Prozent des Satellitenwertes, für konkurrierende Trägerraketen lag die Summe bei 20 Prozent.

Entwickelt worden war die Ariane 5 eigentlich für den Raumgleiter Hermes: Dessen 23 Tonnen Gewicht kann die herkömmliche Ariane 4 nicht in eine erdnahe Umlaufbahn hieven. Hermes liegt inzwischen in den Schubladen, und für die neue Ariane wurde eine neue Existenzberechtigung gesucht. Die Ariane 5 soll auch das Transportsystem zur geplanten Weltraumstation Columbus werden: mit einem „automatisch“ sich steuernden Transportvehikel (ATV), geplant für das Jahr 2002, und vielleicht sogar später einem „Crew Transport Vehicle“ (CTV), das Menschen zur Raumstation ins All befördern würde.

Auch wenn die Nutzung der Ariane 5 sich als rentabel erweisen sollte – die zwölf Milliarden Mark Entwicklungskosten werden bei solchen nationalen Großforschungsprogrammen natürlich nicht den privaten Nutzern „berechnet“. Frankreich finanziert den größten Anteil (46 Prozent) des Ariane-5-Programms, Deutschland 22 Prozent. Klaus Wolschner, Bremen

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