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Rausschmiß! Chaos in der Mopo

■ Neuer Chef räumt auf - Halbe Redaktion entlassen

Jürgen Bischoff, Chef der Deutschen Journalisten-Union (dju) in Hamburg, spricht von einem „Kettensägen-Massaker“ in der Hamburger Morgenpost, mit dem „sich Chefredaktion und Geschäftsleitung ihrer leitenden Redakteure entledigen“ würden. Im Flurfunk der Redaktion in der Griegstraße ist von „Gutsherrenart“ und „Kahlschlag“ die Rede, eine Krisensitzung jagt die nächste. Der Grund: Mathias Döpfner, seit April Chefredakteur von Hamburgs kleinformatigem Boulevardblatt, feuerte am Montag abend fast alle leitenden RedakteurInnen der Zeitung.

Sieben RessortleiterInnen legte der dynamische 33jährige nahe, einen mit Abfindungen belohnten Auflösungsvertrag zu schließen. Sollten sich die JournalistInnen darauf nicht einlassen, so drohte der Ex-Chef der Berliner Wochenpost unverblümt, würden sie schnellstmöglichst gekündigt.

Der Grund für den kollektiven Rausschmiß: Seit Jahren verliert die Morgenpost beständig LeserInnen. In den vergangenen anderthalb Jahren sank die Auflage der Boulevardgazette von 175.000 auf rund 150.000 verkaufte Exemplare. Auch die Versuche Döpfners, das Blatt zur politikfreien Zone zu machen und das Niveau auf den Standard der Bild-“Zeitung“ zu drücken, konnten die Talfahrt bislang nicht stoppen.

Schon wenige Tage nach Amtsantritt hatte der smarte Krawattenliebhaber seine leitenden RedakteurInnen entmachtet. Statt selbst über die Zeitungs-Themen zu bestimmen, dürfen die RessortleiterInnen dem neuen Chef nur noch Vorschlagslisten überreichen. Döpfner entscheidet im Alleingang, was gedruckt wird. Jeder Text, der länger als eine Meldung ist, muß auf den Schreibtisch des neuen Alleinherrschers wandern und erfährt dort weitgehende Mutationen. Eine Redakteurin: „Wir haben unsere Texte zum Teil nicht mehr wiedererkannt“.

Neben dem konsequenten Kurs gen Nullniveau änderte sich mit Döpfner auch die politische Ausrichtung der einst sozialliberal orientierten Zeitung. „Wir haben nur noch gebeutelte Minderheiten wie Hamburgs Millionäre in Schutz genommen, auf andere Randgruppen aber konsequent eingeprügelt“, faßt ein Redakteur die Neuorientierung zusammen. In der Redaktion regte sich in den vergangenen Wochen immer stärkerer Unmut, zumal auch altgediente Mopo-Veteranen an der Erarbeitung von Döpfners Geheim-Konzept „Mopo 96“ nicht beteiligt wurden.

Doch auch der Gehorsam der RessortleiterInnen, die ihre Degradierung zähneknirschend hinnahmen, zahlte sich nicht aus. Am Montag abend wurde ihnen mitgeteilt, daß sie nicht mehr gebraucht werden. Nur dem Chefreporter und dem Leiter der Lokalredaktion wurden Ersatzarbeitsplätze zu Billig-Löhnen angeboten. Die Entscheidung, verkündete Döpfner dem Betriebsrat, „sei nicht rückgängig zu machen“.

Als die schockierten ZeitungsmacherInnen gestern mittag versuchten, auf einer Betriebsversammlung über die neue Situation zu beraten, versuchte Döpfner im Verbund mit der Mopo-Geschäftsführung, die Zusammenkunft aufzulösen. Die Mopo-Bediensteten weigerten sich und wurden namentlich notiert.

Das Personalkarussell ist damit noch lange nicht abgeschlossen: Von 26 geplanten Umbesetzungen in der Morgenpost ist nach Informationen der dju die Rede. Und während Döpfner die meisten leitenden RedakteurInnen mit eisernem Besen aus der Redaktion fegt, wurden seine Redaktionslieblinge Jan-Eric Peters und Hansjörn Muder in die Chefredaktion des Blattes berufen. Marco Carini

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