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■ Lea Rosh wird als Funkhauschefin in Hannover abgelöst

Hannover (taz) – „Natürlich ist es Ziel, auch in Leitungsfunktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks den Frauenanteil zu erhöhen“, erklärt der Pressesprecher des NDR, Martin Gartzke. Sein Chef allerdings, Intendant Jobst Plog, schickt sich gerade an, dieses Ziel einmal mehr zu verfehlen. Am morgigen Freitag entscheiden der Landesrundfunkrat Niedersachsen und der NDR-Verwaltungsrat über einen Nachfolger für die Chefin des Landesfunkhauses Niedersachsen, Lea Rosh. Auf Vorschlag von Plog soll die einzige bundesdeutsche Funkhausdirektorin ihren Sessel zum 1. Februar 1997 für ihren bisherigen Stellvertreter Arno Beyer räumen. Damit wären dann bundesweit wieder alle Intendanten und öffentlich- rechtlichen Funkhausdirektoren männlichen Geschlechts.

In seinem Berufungsvorschlag empfiehlt Intendant Plog den 41jährigen Beyer als „ausgewiesenen Journalisten“, der in den vergangenen Jahren auch seine Management-Fähigkeiten unter Beweis gestellt habe. Der sicher ebenso professionellen Journalistin Lea Rosh hat er eine Verlängerung ihres auslaufenden Sechsjahresvertrages nicht einmal angeboten. Während Männer beim Abschied von einem öffentlich-rechtlichen Direktorenposten die Karriereleiter hinaufzufallen pflegen, geht der Weg von Lea Rosh back to the roots: In Zukunft will sie wieder Talkshows und Fernsehdokumentationen machen.

Über den unfreundlichen Briefwechsel zwischen Hannover und Hamburg will weder Frau Rosh noch die Pressestelle des NDR Auskunft geben. Immerhin läßt man dort durchblicken, daß der Intendant eine Empfehlung von Frau Rosh für Arno Beyer gern gesehen hätte. Dieses Ansinnen soll die Funkhauschefin zurückgewiesen haben. „Beyer ist keine linke Frau“, sagt sie heute. „Das Geschlecht kann natürlich nicht das einzige Kriterium bei der Besetzung der Position in Hannover sein“, sagt der NDR-Pressesprecher, „es hat aber leider keine Frau gegeben, die genauso qualifiziert ist wie Herr Beyer.“

Die Berufung des konservativen Journalisten, der jüngst voll des Lobes für die in Gorleben prügelnden Polizisten war, ist inzwischen abgemachte Sache. Zwar haben im Landesrundfunkrat die SPD-nahen Rundfunkräte zusammen mit der sogenannten Bunten Gruppe eine satte Mehrheit. Doch eine Reihe von Sozialdemokraten will auf jeden Fall Jobst Plog folgen. Der will die Spitzenpositionen beim NDR nicht mehr nach Parteienproporz, sondern nur nach Qualifikation besetzt sehen. Bei der hannoverschen SPD-Landtagsfraktion nennt man das den CDU- Plog-Proporz: Danach besetzt einen Teil der Führungspositionen weiterhin die CDU, auf den Rest setzt der Intendant seine Favoriten. Jürgen Voges

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