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Schreibtischwechsel

■ Albin Hänseroth wird neuer Intendant an der Hamburg Oper

„Ich bin gerne bereit, die Intendanz der Hamburg Oper zu übernehmen“, erklärte Albin Hänseroth am Montag auf der Pressekonferenz zur Opernkrise mit einem dezenten Lächeln, um allerdings gleich darauf aufrichtig zu erklären, „daß ich genauso enttäuscht bin wie die Kultursenatorin, daß die Zusammenarbeit mit Johannes Schaaf nicht zustande gekommen ist“. Nach der Absage von Schaaf für die künstlerische Leitung der Hamburg Oper ab der Spielzeit 97/98 (taz berichtete) präsentierte die Kultursenatorin Christina Weiss damit die erwartete Lösung: Albin Hänseroth wechselt vom kaufmännischen zum künstlerischen Leiter und bekommt in Kürze einen zweiten Geschäftsführer beigestellt.

Die Querelen, die zu dem Zerwürfnis zwischen dem designierten Generalmusikdirektor (GMD) Ingo Metzmacher und Schaaf geführt haben und für dessen Demission verantwortlich sind, wollte Metzmacher nicht im Einzelnen darlegen. Begonnen hatte der Streit über die zukünftige Besetzung der Orchesterdirektion, die Metzmacher in Eigeninitiative angedacht hatte, worüber Schaaf äußerst brüskiert war. Ausgeweitet hatte sich der Krach dann über die Frage des Konzertprogramms der Philharmonie und der Kompetenz Metzmachers für diesen Bereich. Hier sei der Streit plötzlich „sehr schnell eskaliert und wurde von ihm (Schaaf) auch sehr persönlich gegen mich geführt“, so Metzmacher.

Als Hänseroth, der lange versucht hatte zu vermitteln, in der Sache Partei für Metzmacher ergriff, da er die klare Verantwortung Metzmachers für das Konzertprogramm ebenso als gesicherte Voraussetzung der gemeinsamen Arbeit verstand wie Schaafs Verantwortung für die Oper, vermutete Schaaf die „niederträchtige Intrige“, die ihm eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machte.

„Ich weiß nicht, was Johannes Schaaf unter Teamarbeit verstand“, erklärte Hänseroth zu dem Kommunikationsdesaster des ehemaligen „Traumteams“, „denn zur Operationalisierung dieses Begriffes sind wir nie gekommen.“ Über seine Planung für die erste Spielzeit wollte sich Hänseroth, der momentan noch in der Barceloner Oper Teatro del Liceu die Gesamtleitung inne hat, erst dann äußern, wenn konkrete Projekte geklärt sind. Allerdings stellte er klar, daß er keineswegs vor einem „Fiasko“ stehe, wie Noch-Intendant Peter Ruzicka der Vorgang kommentiert hatte: „Ich bin nicht pessimistisch, daß wir die verlorene Zeit wieder aufholen können.“

Metzmacher als GMD stand übrigens, so Christina Weiss, „trotz des rauhen Hamburger Windes, der ihm entgegengeschlagen ist“, nie zur Disposition.“ Dieser will sich jetzt, nach der Klärung der internen Konflikte, umgehend mit den Philharmonikern verständigen, die ihn als Orchesterleiter nach wie vor ablehnen. Till Briegleb

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