Kinder-Post

■ Goldene Handkantenschläge bei Dr. Döpfners "Hamburger Morgenpost"

Hamburg (taz) – Die Auseinandersetzung um den Rausschmiß von sieben RessortleiterInnen der Hamburger Morgenpost hat ihren vorläufigen Abschluß gefunden: Am Dienstag einigten sich nach Informationen der taz fünf der Betroffenen mit der Verlagsleitung und der Chefredaktion über die Bedingungen ihres Ausscheidens: Nach intensivem Abfindungspoker, bei dem – so eine Mitarbeiterin – „die Beträge nur so über den Tresen gingen“, stimmte ein Quintett den Auflösungsverträgen zu. Die Abfindungen sollen sich auf insgesamt rund 1,2 Millionen Mark belaufen. Ein Ressortleiter, dem das Ausscheiden nahegelegt wurde, wird voraussichtlich bleiben. Man wolle „es noch mal miteinander versuchen“.

Das große Feilschen war durch die Ankündigung der freigestellten RessortchefInnen eingeleitet worden, ihre Arbeit am Dienstag wieder aufzunehmen. Die Chefredaktion hatte daraufhin angeordnet, die ungeliebten MitarbeiterInnen nicht in die Redaktion zu lassen und sie schon am Empfang abzufangen. „Es geht hier zu wie im Kindergarten“, so ein Redakteur. Folgenlos blieb bislang ein von zehn Mopo-JournalistInnen unterzeichneter Brief an den neuen Chefredakteur Mathias Döpfner, in dem diese ihn auffordern, sich nicht auch noch des bisherigen Gerichtsreporters zu entledigen. Doch der smarte Neueinsteiger im Tageszeitungsgeschäft sinnt auf Neuanfang: Über zwanzig Stellen werden umbesetzt, ein knappes Dutzend neue Journalisten sollen hinzukommen. Was das für die journalistische Linie der Mopo heißt, bleibt noch nebulös. Während einige RedakteurInnen von einem „Rechtsruck“ im Blatt sprechen, setzt Döpfner offiziell auf „modernes, progressives Profil“. Die (inter)nationale und die lokale Politikberichterstattung sollen nach amerikanischem Vorbild näher zusammenrücken, möglicherweise sogar in einem neuzubildenden Ressort zusammengefaßt werden. Auch die Bezirksberichterstattung, vor Döpfners Amtsantritt im April sanft eingeschläfert, soll wiederbelebt, mehr Wissenschaft ins Blatt gehoben werden.

Der stellvertretende Mopo- Chef Thomas Schmid spricht gar von einem „völlig neuen Zeitungskonzept“. Sein Versprechen: „Noch in diesem Jahr wird die Mopo deutlich anders aussehen als bisher.“ Marco Carini