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■ Zur PersonWarmer CDU-Filz im neuen Hause Niederbremer

Fast ein Jahr ist es her, daß der CDU-Abgeordnete Günter Niederbremer zum Staatsrat für Europafragen avencierte. Knapp ein Jahr, daß der neue großkoalitionäre Senat hoch und heilig versprochen hat, daß des neuen Staatsrats Abteilung „kostenneutral“ für das Land aufgebaut würde. Doch davon kann erstens keine Rede sein, und zweitens werden hochrangige Stellen gegen alle Widerstände mit verdienten CDU-Mitarbeitern oder CDU-Versorgungsfällen besetzt. Wie in alten Zeiten.

Die Personalkosten der Niederbremer-Abteilung sollten laut Beschluß aus allen anderen Ressorts zusammengetragen werden. Doch nur wenige wollten freiwillig kommen. Aber es blieb noch Möglichkeit Nummer zwei: Unbesetzte Stellen wandern nach Niederbremer-Land und er kann sich sein Personal aussuchen. Das ist es, was sich gerade abspielt, und dabei findet eine wundersame Kostenvermehrung statt.

Zum Beispiel waren zwei Stellen in der mittlerweile zur Abteilung geschrumpften Kulturverwaltung frei. Wo es keine Senatorin und keinen Staatsrat mehr gab, da brauchte es auch keine Senatorinnen- und Staatsrats-Sekretärin mehr. Zwei Stellen für Niederbremer, nur: Vom Kulturressort gingen zwei Stellen weg, die jeweils nach dem Bundesangestelltentarif (BAT) V bezahlt wurden. Angekommen sind bei Niederbremer diese zwei Stellen, auf die jetzt ein juristischer Referent und ein Abteilungsleiter gesetzt werden. Bezahlung: BAT I bzw. Ib. Kostenunterschied: 2.500 bis 3.000 Mark im Monat. Pro Stelle.

Der neue Abteilungsleiter wird zum 1.8. anfangen. Sein Name ist Däumer. Er kommt – Wunder über Wunder – als außenpolitischer Referent aus der Bonner CDU-Zentrale. Wenn er kommt, dann wird er auf einen Parteifreund treffen, der mittlerweile auch einen Posten im Öffentlichen Dienst ergattert hat. Seit dem 1.6. sitzt nämlich Thomas Groth als zweiter Mann im Bremer Verbindungsbüro in Brüssel. Auch ein Job, der mit gut 6.000 Mark honoriert wird (ohne Zuschläge). Groth ist ein Problemkind der Bremer CDU. Im letzten Jahr war CDU-Wirtschaftsreferent Groth vom neuen Fraktionschef Ronald-Mike Neumeyer vor die Tür gesetzt worden, weil der mit weniger Fraktionszuschüssen auskommen mußte. Nun wurde verzweifelt ein Job für den Mann gesucht. Und gefunden. Trotz des Einspruchs der Frauenbeauftragten beim Wirtschaftssenator, die gerne eine hochqualifizierte Bewerberin auf der Stelle gesehen hätte, war Groth ganz oben auf der BewerberInnenliste.

Nun sitzt er in Brüssel, wo er allerdings nicht bleiben wird. Denn er hat die Stelle zwar gegen harte Konkurrenz gekriegt, aber offensichtlich gibt es in der Niederbremer-Abteilung eine ungleich kompetentere Besetzung. Constanze Kersten arbeitet dort als Sachbearbeiterin, gilt aber als erfahren und qualifiziert, spricht mehrere Sprachen fließend – kurzum: die Traumbesetzung für die Brüssel-Stelle, die aber, siehe oben, wegen des akuten Versorgungsfalles nicht gleich genommen werden konnte. Nun steht im neuen Jahr ein Tausch an. Constanze Kersten nimmt Groths derzeitige Stelle in Brüssel ein, Groth Kerstens Stelle in Bremen. Kersten, die als Sachbearbeiterin wesentlich weniger verdient als der teuer eingekaufte Groth hat die Chance, wegen des anspruchsvollerern neuen Jobs mehr zu verdienen. Groth geht mit einer glänzenden Bezahlung auf eine wesentlich niedriger qualifizierte Stelle.

Der Haushaltsausschuß hat Niederbremers Etat ohne lange Diskussion gebilligt. J.G.

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