: Ab 1998 keine Avus-Rennen mehr
■ ADAC sichert der Senatsverwaltung für Umweltschutz ein Ende der Autorennen ab 1998 zu. Umweltsenator Strieder will „Abschied in Würde“. Ausweichstrecke auf Brandenburger Tagebaugebiet
Für die Autorennen auf der Avus hat das Totengeläut begonnen. Der ADAC Berlin-Brandenburg hat jetzt gegenüber der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz zugesichert, daß 1998 das letzte Rennen auf der Rennstrecke im Grunewald gefahren werden soll.
Diese Zusage machte der ADAC-Vorsitzende Wolf Wegener bei einem Treffen mit Umweltsenator Peter Strieder (SPD). „Im Gegenzug haben wir dem ADAC einen Abschied in Würde versprochen“, so Strieder gestern.
Bis 1998 werde es von seiten seiner Verwaltung keine Einwände wegen Lärmbelästigung gegen die Rennen mehr geben. Diese finden seit Jahrzehnten traditionell im Frühjahr und Spätsommer statt. Der ADAC, der die Avus bis 2004 für Rennen gepachtet hat, sicherte seinerseits zu, sich um einen Ersatzstandort in Brandenburg zu bemühen. Zuletzt war das Avus- Spektakel 1995 in die Schlagzeilen geraten, als ein britischer Fahrer ums Leben kam. Daraufhin hatte das Abgeordnetenhaus ein Verbot der Rennen beschlossen. Im Frühjahr stimmten SPD und CDU einem Antrag zu, der Bau- und Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) verpflichtete, ein Konzept für Motorsportrennen in der Region Berlin-Brandenburg zu entwickeln.
Im März hatte Klemann, gegen den Widerspruch der Umweltbehörde, das einen Monat später stattfindende Avus-Rennen genehmigt. Die Verkehrsverwaltung hatte argumentiert, ein Rennverbot wegen zu hoher Lärmbelästigung sei gerichtlich anfechtbar, da die Emissionen wegen der einzelnen Wagen deutlich geringer seien als an normalen Verkehrstagen. „Die rechtlichen Risiken, ein Verbot mit Lärmbelästigungen zu begründen, sind beträchtlich“, urteilte gestern auch sein Senatskollege Strieder.
Nach dem jetzt geschlossenen Kompromiß wird der ADAC die Rennen wahrscheinlich in den geplanten Lausitz-Ring verlegen. Dort sollen im Herbst dieses Jahres auf den ehemaligen Tagebaugebieten bei Senftenberg die ersten Arbeiten für die Test- und Rennstrecke beginnen, sagte gestern die Sprecherin des Brandenburger Wirtschaftsministeriums, Patricia Schuster. Für das Projekt hat das Land Brandenburg bereits zur Jahreswende 240 Millionen Mark Fördermittel zugesichert. Weitere 60 Millionen Mark sollen über Bankkredite fließen.
Der Trägerverein für den Lausitz-Ring, in dem unter anderem der Kfz-Überwachungsverein Dekra und betroffene Kommunen sitzen, erhofft sich einen Aufschwung für die strukturschwache Region. Neben einer Meßstrecke für Testwagen sollen auch Formel-1-Rennen gefahren werden. Den ersten Spaten im Herbst soll Formel-1- Fahrer Michael Schumacher in die Erde rammen. Bereits 1998 könnten dann Wagen über die Pisten jagen. Im Brandenburger Wirtschaftsministerium ist man zuversichtlich. „Wir sind in der heißen Phase“, so Sprecherin Schuster. Severin Weiland
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