: Auf die Bretter gestoßen
■ „Well, Ain't It Swell“, ein außergewöhnlicher Liederabend in der SchlapplacHHalde
„Ich gebe gerade ein Telefoninterview“, erklärt Kristina Bischoff einer Gästin im Café, in dem sie jobbt. „Was bekommst du denn? Einen caffò macchiato, den mach ich jetzt mal einhändig.“ Kristina Bischoff kann das: Sie hat die Zuversicht, die es braucht, wenn Dinge gelingen sollen. Sie spielt Theater, sie singt, und gelernt hat sie nichts davon. Mit der deutlich gestandeneren Annette Uhlen, die Schauspielhaus-, Film- und Funk-Erfahrung hat, steht sie heute und morgen auf der Bühne der SchlapplacHHalde. Well, Ain't It Swell heißt es dann, und Impresario der beiden für das Programm ist Daniel Plettenberg, auch bekannt als Didine van der Platenvlotbrug.
„Wir hatten uns einen Plot ausgedacht, aber der war uns dann nicht schön genug. Jetzt reduzieren wir das mehr auf die Lieder“, erklärt Kristina. Und die sind schön genug, allein stehen zu können: Von George Gershwin bis Nat King Cole, von „Putting On The Ritz“ über „Papermoon“ bis zu „Sentimental Journey“ bietet Well, Ain't It Swell die Höhepunkte der US-amerikanischen U-Musik der 30er Jahre. 15 Songs im ganzen, begleitet von der Pianistin Peri Arndt.
Der lockere rote Faden führt in einen Nachtclub jener Zeit. Zwei Sängerinnen müssen die Anstrengung eines Vorsingens aushalten. Die eine will ein neues Engagement, die andere ein erstes, brauchen könnten sie es beide. Beim Proben lernen die zwei sich kennen. Sie quatschen über das Leben und die Liebe und sind dabei so unterschiedlich wie Annette Uhlen und Kristina Bischoff – die eine in den erwachsenen Dreißigern, die andere „noch etwas grün hinter den Ohren“.
„Ich bin eine gewaschene Autodidaktin“, sagt Kristina. „Ich hatte nie Schauspielunterricht. Ich bin von Leuten dahin gestoßen worden.“ Im Thalia-Treffpunkt war sie vor kurzem der Puck. André Eisermann hat sie hinterher aufgefordert, doch mal eine Schauspielschule zu besuchen. Jetzt probiert Kristina es aber erstmal so: Ab Herbst hat sie ein kleines Engagement im Theater im Zimmer. „Da spiele ich eine Neunjährige. Das ist eine spannende Rolle“, sagt sie mit Nachdruck.
„Was ist denn heute mit dem Service los?“ fragt eine Frau im Café. „Ich brauche kurz mal diese Pause“, antwortet Kristina ihr, „ich werde grade berühmt.“ Im Café wird freundlich gelacht. Der erste abendfüllende Auftritt nagt doch etwas an ihr. „Ich war noch nie im Ausland, ich bin noch nie geflogen, hoffentlich fliege ich jetzt nicht von der Bühne“, und dann meint sie, sie müsse jetzt ganz schnell auflegen, ehe sie anfange, Kalauer zu erzählen.
Thomas Plaichinger
„Well, Ain't It Swell“, heute und morgen, 20 Uhr, SchlapplacHHalde, Rentzelstr. 17
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