: Kopenhagens Euro-Festivalprogramm kommt ohne die drei Tenöre aus
Die dänische Kapitale ist die 12. europäische Stadt, die von der Europäischen Union mit dem Titel einer Kulturhauptstadt bedacht wurde – die erste war 1985 Athen, die letzte 1995 Luxemburg. Der Titel bringt der jeweils ausrichtenden Stadt nicht nur Fördergelder aus Brüssel ein, sondern auch die Aufmerksamkeit von Reiseveranstaltern und damit der Städteausflügler. Kein anderer Reisesektor hat derart hohe Zuwachsraten wie Städte-Kurztrips.
Jens Kramer Mikkelsen, Oberbürgermeister von Kopenhagen, ließ aber schon bei der Bewerbung seiner Kommune wissen, daß „die drei Tenöre“ nicht eingeplant seien: „Wir haben einfach kein Geld, um solche Ereignisse zu finanzieren – geschweige denn, sie auch amortisieren zu können.“
Das Programm ist touristisch zwar wunderbar, aber nicht spektakulär: Neben den schwul-lesbischen „Europride“-Tagen stehen Ausstellungen zur Architektur, europäisch inspirierte Theateraufführungen und Konzerte mit Musik skandinavischer Komponisten im Mittelpunkt der Festival-Bemühungen. Besonders hübsch – neben einem Ausflug zur neuen Kunsthalle am Rande Kopenhagens in Ishöj – ist die Ausstellung „Der Schrebergarten – Die Internationale Herausforderung“ gelungen. Ohne ideologischen Ballast wird im Museum für moderne Kunst bewiesen, daß der kleine Gartentraum in der Tat dazu beitragen kann, Wohnen in der Stadt erträglicher zu machen, ohne die gesamte City planerisch als Ökodorf zu imaginieren. 13 Architekten wurde für diese Schau die Aufgabe gestellt, eine Gartenlaube auf 7,5 Quadratmeter zu bauen.
Neben einer Picasso-Ausstellung werden Installationen von 96 Künstlern aus aller Welt interessieren: Entlang dem Hauptpier des Hafens hatten sie Gelegenheit, sich zum Thema Container etwas einfallen zu lassen. Neben zahlreichen Konzerten des Dänischen Sinfonieorchesters gibt es beinahe täglich Möglichkeiten, sich entweder klassisch, jazzig oder ethnopopmäßig unterhalten zu lassen. Herausragendes Ereignis: die World Music Days mit 50 Werken (7. bis 14. September).
Weiterhin gilt über dieses Jahr hinaus: Kopenhagen ist die netteste Hauptstadt nördlich von Tunis – voller Menschen, mit vielen Geschäften sowie Sehenswürdigkeiten, die nicht am Jahresende deinstalliert werden (Kleine Meerjungfrau, Tivoli etc.) und einer Kneipenszene, die in Skandinavien ihresgleichen sucht. JaF
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