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„Spiegel“ von TürkInnen und KurdInnen besetzt

■ Unterstützung für Hungerstreik der politischen Gefangenen in der Türkei

Am gestrigen Montag besetzten rund 100 DemonstrantInnen vorwiegend türkischer und kurdischer Herkunft für zwei Stunden die Redaktionsräume des Spiegel. Mehrere MitarbeiterInnen gelangten nicht ins Gebäude und mußten ihre Mittagspause verlängern. Ziel der Aktion war es, auf die etwa 10.000 politischen Gefangenen in der Türkei aufmerksam zu machen, die seit einundfünfzig Tagen mit einem Hungerstreik gegen Folter in türkischen Gefängnissen protestieren.

Nach Angaben der BesetzerInnen haben sich 1 500 Häftlinge dazu entschlossen, den Hungerstreik in ein „Todesfasten“ umzuwandeln. Von ihnen schweben bereits 10 in Lebensgefahr, weitere 30 sind aufgrund der Entbehrungen erblindet, wie der in Deutschland lebende Vater eines Hungerstreikenden gestern berichtete.

„Über diese dramatische Situation der politischen Gefangenen, die von den bundesdeutschen Medien nahezu ignoriert wird“, so ein Sprecher der Demonstrierenden, wollten sie mit Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust, aber auch mit dem Justiz- und dem Innensenator sowie mit VertreterInnen von GAL und PDS sprechen.

Zudem richte sich der Protest gegen die Ernennung von Mehmet Agar, den ehemaligen Polizeipräsidenten der Türkei, zum Justizminister. Agar gilt nach Berichten der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation „Helsinki Watch“ als Verantwortlicher für Folter in Gefängnissen und Polizeidienststellen.

Nach Gesprächen mit Spiegel-RedakteurInnen und zahlreichen VertreterInnen anderer Medien verließen die BesetzerInnen die Redaktionsräume flugblätterverteilend gen Innenstadt. Von Seiten des Spiegels, dessen MitarbeiterInnen die Besetzung gelassen hinnahmen, war zu hören, daß keine Strafanzeige erstattet werde.

Knut Henkel

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