Weder Entspannung noch Ausbildung

Arbeitslosigkeit in Hamburg: Noch höher als im vorigen Monat  ■ Von Stefanie Winter

Wieder einmal erfolglos war offensichtlich die Suche des Arbeitsamtes Hamburg nach positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt der Hansestadt. „Keine Entspannung“, lautet angesichts der Arbeitsmarktzahlen für den Monat Juni die Diagnose von Karl-Heinz Klemann, Leiter der Arbeitsvermittlungsabteilung und Urlaubsvertretung von Direktor Olaf Koglin.

11,5 Prozent der abhängig Beschäftigten waren im Juni arbeitslos gemeldet, ein Prozent mehr als im Vorjahresmonat. An der beständig hohen Quote ändert die Tatsache, daß seit Jahresbeginn in knapp 70.000 Fällen „die Arbeitslosigkeit beendet werden konnte“, nichts. Dem stehen mehr als 71.000 Neumeldungen im selben Zeitraum gegenüber.

Weiterhin besonders schlechte Chancen auf einen Arbeitsplatz haben Menschen ohne deutschen Paß (20 Prozent) und unter 25 Jahren (13,9 Prozent). Viele Jugendliche scheitern bereits bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Trotz anderslautender Absichtserklärungen haben Unternehmensverbände und Kammern ihre Mitglieder bislang nicht erfolgreich ermutigen können, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen – im Gegenteil. Fast 3400 Jugendliche sind via Arbeitsamt noch immer auf der Suche – gut ein Drittel der insgesamt knapp 10.000 Azubi in spe konnte also bislang nicht vermittelt werden. Dem Arbeitsamt wurden fast 1000 Ausbildungsplätze weniger gemeldet als im Vorjahr; Bewerberinnen und Bewerber gab es indes 630 mehr. Die erfolglose Suche nach einem Ausbildungsplatz habe „aber auch etwas mit Anspruchsdenken zu tun“, meint Klemann.

Traditionell weniger begehrt seien Berufe, bei denen man sich zeitweilig auch die Hände schmutzig macht – vor allem bei den städtischen Jugendlichen. Während sich nur wenig junge Hamburger für eine Maurerlehre interessierten, gebe es in Mecklenburg-Vorpommern einen „Bewerber-Überschuß“ für diesen Beruf.

Branchen, die jahrelang „schlechtgeredet“ würden, rangierten auf der Berufswunschliste der Jugendlichen – und ihrer Familien – ebenfalls weit hinten. Als Beispiel führt Klemann den Beruf des Schiffbauers an – der zur Zeit aber wohl weniger durch Reden als durch Taten auf diversen Werften an Attraktivität verliert. Ähnliches gilt auch für Maurer & Co: Die Zahl der Arbeitslosen im Baugewerbe stieg binnen eines Jahres um 36 Prozent.

Ein Qualifizierungsprojekt für „sozial benachteiligte und förderungsbedürftige Jugendliche“ steht ebenfalls auf höchst wackligen Beinen. Schulabgänger ohne Abschluß sollten sich während einer theoretischen Berufsvorbereitung auch durch Betriebspraktika für eine Ausbildung qualifizieren. 120 Praktikumsplätze hatten verschiedene Innungen im Frühjahr bereits zur Verfügung gestellt. Die Finanzierung, zum Teil aus Bundesmitteln, gilt jedoch derzeit als nicht gesichert.