: Butros Ghali hat zuwenig Freunde in Afrika
■ Afrika-Gipfel versagt UN-Generalsekretär Unterstützung für zweite Amtszeit
Jaunde/Berlin (dpa/taz) – UN- Generalsekretär Butros Butros Ghali muß seine Hoffnungen auf eine zweite Amtszeit wohl begraben. Unter dem Druck der USA drücken sich die afrikanischen Staatschefs, die in Kameruns Hauptstadt Jaunde zum Gipfeltreffen der „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU) versammelt sind, um eine klare Parteinahme für den Ägypter. Sie wollten keine eindeutige Stellungnahme zugunsten Ghalis abgeben, hieß es gestern in Konferenzkreisen. Bei Gesprächen hinter verschlossenen Türen hätten sie sich lediglich geeinigt, die erneute Besetzung des Amts des UN-Generalsekretärs mit einem Afrikaner zu fordern. Hohe US-Diplomaten hatten zuvor in Jaunde bekräftigt, daß Washington eine zweite Amtszeit von Butros Ghali notfalls durch ein Veto im UN-Sicherheitsrat verhindern würde.
Ohne die Unterstützung Afrikas, als dessen Vertreter er 1992 Generalsekretär wurde, hat Butros Ghali bei der UNO keine Chance mehr. Am Montag noch hatte OAU-Sprecher Ibrahim Degash gesagt, die Staatschefs hätten sich für Ghali ausgesprochen. Allerdings war dies offenbar so heftig umstritten, daß die offizielle Eröffnung des Gipfels um fünf Stunden verzögert wurde.
Auf den Beratungen wurde Butros Ghali vor allem wegen der UNO-Blauhelmmissionen in Afrika in den letzten Jahren kritisiert. Die Übergriffe der UN-Soldaten in Somalia zwischen 1992 und 1995 sind in Afrika ebenso auf Kritik gestoßen wie die Untätigkeit der UNO-Truppe in Ruanda während des Völkermordes von 1994. Es mag auch nicht besonders hilfreich gewesen sein, daß Gäste wie PLO-Chef Jassir Arafat für Ghali als „Kandidat der Araber“ warben, für den sich bereits die Arabische Liga ausgesprochen habe. Viele afrikanische Politiker würden lieber einen Schwarzafrikaner auf dem höchsten UN-Posten sehen.
Möglich ist immer noch, daß die OAU offiziell an Butros Ghali festhält, um ihn nicht zu brüskieren, und sich zugleich auf einen Alternativkandidaten als Reserve einigt. Dies würde sich mit dem Wunsch der USA decken, einen „anderen Afrikaner“ als Ghali auf den höchsten Posten zu hieven. Washington favorisiert den Ghanaer Kofi Annan, der als derzeitiger Verantwortlicher für UN-Friedensmissionen allerdings mit derselben Kritik wie Butros Ghali rechnen kann.
Als dritter Kandidat wird in Jaunde Hamid Alghabed aus dem Sahelstaat Niger gehandelt. Seine Regierung hat ihn bereits offiziell bei der UNO nominiert. Der 55jährige war von 1983 bis 1988 Premierminister Nigers, als es noch eine Militärdiktatur war; seitdem ist er Generalsekretär der Islamischen Konferenzorganisation (ICO) und gilt als ausgesprochen konservativ. Als in Paris ausgebildeter nigrischer Tuareg würde er nur bedingt als Schwarzafrikaner durchgehen, könnte dafür aber sowohl die frankophonen wie auch die arabisch ausgerichteten OAU- Mitgliedsstaaten zufriedenstellen. D.J.
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