Im grünen Bereich

Hamburger Umwelt: Katastrophen-Sommer ohne Sommer-Katastrophen  ■ Von Marco Carini

Regen, Saukälte, kaum ein Sonnenstrahl. Schmuddel-Hamburg scheint sich im diesjährigen Sommer-Verschnitt zur heimlichen Hauptstadt von Dunkeldeutschland entwickeln zu wollen. Alle sind genervt. Alle? Neben Hamburgs Kinobetreibern kann sich zur Zeit nur ein Hanseat über die trüben Tage freuen: Umweltsenator Fritz Vahrenholt. Bescherten ihm die heißen Sommer der vergangenen Jahre Öko-Probleme vom feinsten, konnte sich der SPD-Politiker diesmal unbesorgt in den Urlaub absetzen. Die kühle Witterung läßt die Natur aufatmen. Alles im grünen Bereich.

Stichwort Ozon: Das Reizgas, im vergangenen Jahr noch Umwelt-Sommerthema Nummer eins, ist 1996 aus den Schlagzeilen verschwunden. Im Juli 1995 wurde der Schwellenwert von 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft allein an der Harburger Meßstation Göhlbachtal gleich dreimal überschritten – Hamburg keuchte und krächzte. Doch in diesem Jahr lag der Reizgas-Rekordwert bislang gerade mal bei 89 Mikrogramm. Durchatmen erlaubt.

Stichwort Badeseen: Im vergangenen Juli und August mußten Hamburgs Badegewässer gleich reihenweise gesperrt werden. Im Juli hieß es zunächst Badeverbot für den Eichbaumsee und den Hohendeicher See, später wurden auch noch der Öjendorfer See sowie die Sommerbäder Ostende und Hohelied dichtgemacht. Die Bruthitze hatte das Algenwachstum verstärkt, der Dreck der Besucherscharen die Gewässer mit Bakterien verunreinigt. Im kalendarischen Sommer 1996 hingegen verläuft die Vermehrung von Algen und Bakterien deutlich unterkühlt. Einziges Problem: Da nur Hartgesottene die Badehose herausholen, haben die HamburgerInnen wenig davon.

Stichwort Fischsterben: Den im Isebekkanal beheimateten Fischen ging Anfang Juli 1995 die Luft aus. Ein Regenguß hatte die Siele zum Überlaufen gebracht, durch die fäkalienreiche Brühe sank der durch die Hitzewelle dezimierte Sauerstoffgehalt auf Minus-Werte zwischen 0,2 und 0,5 mg. 7000 Kanalleichen, vom Stichling bis zum Flußhecht, demonstrierten stumm an der Wasseroberfläche gegen die Verschmutzung ihres Lebensraumes. Heute geht es dem Isebek-Hecht nicht schlecht. Der Sauerstoffgehalt des Kanals liegt bislang konstant über der fischkritischen Grenze von 3 mg: zwischen 4,5 und 5,5 mg pro Liter.

Stichwort Baumsterben: Waldbrände und Dürreperioden gefährden den Baumbestand in jedem heißen Sommer. 1995 mußte die Umweltbehörde bereits am 12. Juli erhöhte Waldbrandgefahr ausrufen; später forderte sie die Hamburger auf, die Straßenbäume mit Leitungswasser zu gießen. Heute hingegen tendiert die Waldbrandgefahr gegen Null und kein Straßenbaum verdurstet. Die Vegetation steht in Blüte, Hamburgs Wasserreserven bleiben unangetastet.