: Neue Dächer inmitten der Trümmer
■ Cap Anamur sucht Freiwillige für Friedenscorps in Bosnien
Ganz vereinzelt ragen neugedeckte, rote Dächer aus dem Meer zerstörter Häuser: Lichtblicke im vom Krieg am stärksten betroffenen Stadtteil Sarajevos: Freiwillige der Hilfsorganisation Cap Anamur haben hier drei Monate lang schwerste Aufbauarbeit geleistet.
Rupert Neudeck, Initiator des Hausbauprojekts, sucht jetzt wieder einsatzbereite Facharbeiter, die ab August für drei Monate nach Sarajevo gehen und die Arbeit dort bis zum Wintereinbruch fortsetzen. In Zusammenarbeit mit den Hausbewohnern sollen Handwerker, Bauleute und Maurer aller Nationalitäten Dächer und wichtigste Räumlichkeiten wieder instand setzen.
Auf der gestrigen Pressekonferenz mit der Ausländerbeauftragten Barbara John betonte Neudeck eindringlich, wie nötig diese Unterstützung von außen sei: „Die einheimischen Handwerker sind entweder geflüchtet oder überbeschäftigt.“ Flüchtlingen solle die Rückkehr nach Bosnien ermöglicht werden: „Sie werden dort dringend gebraucht.“
Am Friedenscorps Interessierte sollten sich schnellstmöglich melden. Cap Anamur übernimmt die Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung. Außerdem werden monatlich 500 Mark und die Versicherung bezahlt.
Der Berliner Arzt Sebastian Dietrich, der im letzten halben Jahr für Cap Anamur Projekte in Sarajevo organisiert hat, berichtete von seinen Erfahrungen. Entgegen den hiesigen Vorstellungen sei es nicht gefährlich, in Sarajevo zu arbeiten: „Nur ganz selten wird nachts mal geschossen. Gefährlicher sind die Minen, aber da muß man einige Verhaltensregeln beachten, zum Beispiel Asphaltwege bevorzugen.“
Er hat die Sprachbarriere nicht als störend empfunden, da viele ältere Bosnier ein bißchen Deutsch sprechen und man sich mit den jungen auf englisch verständigen könne. Insgesamt habe die Bevölkerung die Freiwilligen mit offenen Armen empfangen.
Am wichtigsten ist nach Neudecks Ansicht die Signalfunktion der Arbeit für die einheimische Bevölkerung: „Selbst wenn das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, es geht vorwärts.“ Das Peacecorps hat bisher mit Eigenmitteln an dreizehn Häusern gearbeitet, zehn weitere sind in Planung. Isabel Fannrich
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