: Milliarden für das Königreich, Shell und Esso
■ Erdgasstreit wird entschieden. Auch Niedersachsen muß wohl kräftig blechen
Amsterdam – Der Betrag läßt Hans Wijers, Wirtschaftsminister der Niederlande, träumen. Bis zu 15 Milliarden Gulden (13,5 Milliarden Mark) fließen möglicherweise an das Königreich wegen eines Streits um ein deutsch-niederländisches Erdgasfeld in der Emsmündung. Eine Schiedskommission in Paris entschied in dieser Woche, daß die deutsche Shell und Esso 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas mehr erhalten haben, als ihnen zustand. Daher müssen die deutschen Konzerne in einem ersten Schritt 3,3 Milliarden Mark an die Niederländer bezahlen.
Alles dreht sich um ein Gasfeld im Ems-Dollard-Gebiet. Das in den Niederlanden gelegene sogenannte Slochten-Feld erstreckte sich unterirdisch bis in die Bundesrepublik, beide Seiten vereinbarten Anfang der 60er Jahre, daß die Niederlande einen bestimmten Teil an die Bundesrepublik liefern sollten. Die Konzessionen fielen an die NAM (Niederländische Erdgasgesellschaft) und die deutsche Brigitta Elwerath Betriebsgesellschaft (BEB). Allerdings bekam die Bundesrepublik das meiste Gas nicht aus dem genannten Feld, sondern direkt aus den Niederlanden. Mit neuen Untersuchungstechniken wurde 1988 nachgewiesen, daß weitaus weniger Erdgas im Ems-Dollard-Gebiet war als angenommen. Der deutsche Anteil war kleiner als der gelieferte. Zur Klärung der Entschädigungen riefen die Parteien das Pariser Schiedsgericht an. Dies legte eine vorläufige Summe von 3,3 Milliarden Mark fest. Gefordert hatten die Niederlande allerdings 10,5 Milliarden Gulden. Wirtschaftsminister Hans Wijers sprach am Donnerstag sogar von 15 Milliarden Gulden samt Zinseszins. Verhandelt wird weiter.
Merkwürdigerweise finden sich beim Streit um die Erdgasmilliarden auf beiden Seiten Shell und Esso. Die beiden Konzerne sind zu je 30 Prozent Besitzer der NAM – der Rest gehört dem niederländischen Staat – als auch Eigentümer der deutschen Brigitta.
Blechen soll in jedem Fall auch Niedersachsen: Die deutsche Brigitta fordert 1,8 Milliarden Mark per Klage vor dem Verwaltungsgericht Hannover zurück. Für die 20 Milliarden Kubikmeter hat Niedersachsen nämlich Abgaben erhalten. Die Niederländer hingegen erhalten noch einen Nachschlag für die 20 Milliarden Kubikmeter – dort sind die Förderabgaben nämlich höher als in Deutschland. Falk Madeja
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