Unterm Strich

Einer der großen Reformationsaltäre von Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn Lucas dem Jüngeren ist seit Sonntag wieder im sogenannten Bergmannsdom im sächsischen Schneeberg ausgestellt. Damit ist der Altar nach 51 Jahren wieder in die zwischen 1516 und 1540 erbaute Kirche St. Wolfgang „zurückgekehrt“, wie es heißt. Der gotische Dom war kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört worden, die Tafeln des Cranach-Altars konnten allerdings in letzter Minute aus der brennenden Kirche gerettet werden. In den folgenden Jahrzehnten wurde das imposante Bauwerk Schritt für Schritt wieder aufgebaut. Zu DDR-Zeiten flossen rund 5,5 Millionen Mark in das Projekt, nach der „Wende“ kamen noch einmal etwa 7,2 Millionen Mark hinzu. St. Wolfgang soll nun erstmals wieder als Gotteshaus genutzt werden.

Prora, das von den Nationalsozialisten in der Nähe von Binz an der Ostsee errichtete „Seebad der 20.000“, ist Schauplatz einer Ausstellung von Graphiken der Klassischen Moderne. Das Hamburger Sammlerehepaar Carl und Carin Vogel zeigt in einem Trakt der insgesamt 4,5 Kilometer langen Anlage, die zu DDR-Zeiten als Kaserne fungierte, bis auf weiteres rund 2.000 Arbeiten aus ihrer 20.000 Blatt umfassenden Kunstsammlung. Darunter befinden sich Werke von Lovis Corinth, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz und Otto Dix sowie von vielen heute vergessenen Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Carl Vogel, ehemaliger Rektor der Hamburger Hochschule für Bildende Kunst, und seine Frau Carin Vogel überlegen, aus der früheren Ferienanlage ein Graphikmuseum zu machen und ihre Kollektion dauerhaft nach Prora zu geben. Die Entscheidung darüber liegt jedoch beim Bund, der Eigentümer der gigantomanischen Urlaubersiedlung ist. Die Sammlung Vogel gilt als umfangreichste Sammlung von Graphiken der Klassischen Moderne in Deutschland.

Der Wiener Schauspieler Karl Paryla ist am Sonntag im Alter von 90 Jahren in seiner Heimatstadt gestorben. Paryla machte sich in den 20er Jahren an Theatern unter anderem in Mannheim, Köln, Darmstadt und Breslau einen Namen. 1933 verließ der politisch engagierte Schauspieler Deutschland und kehrte nach Wien zurück. Nach der Annektion Österreichs durch die Nazis 1938 mußte Paryla auch Wien verlassen und ging nach Zürich an das Schauspielhaus. Nach dem Krieg leitete er bis zu dessen Schließung 1956 das Neue Theater in der Scala, weitere Stationen waren das Deutsche Theater in Ost–Berlin, das Burgtheater in Wien, die Münchner Kammerspiele, das Ernst-- Deutsch-Theater in Hamburg und die Berliner Schaubühne. Paryla arbeitete bis zuletzt auch als Regisseur, ehe ein komplizierter Oberschenkelbruch ihn im vergangenen Jahr 89jährig zum endgültigen Abschied von der Bühne zwang.