: Galerienspiegel
Gustav Christian Schwabe schenkte der jungen Kunsthalle seine in London zusammengetragene Bildersammlung des 19. Jahrhunderts; die meisten der 128 zeittypischen Werke sind heute vertragswidrig, aber mit höherem, kunstgeschichtlichem Recht tief ins Magazin verbannt. Die Vaterstadt bedankte sich damals artig und machte Schwabe 1886, dem Jahr des Baubeginns unseres historistischen Rathauses, zum Ehrenbürger. Die aufwendig wie ein Klappaltar gestaltete Urkunde samt Lederrahmen und Schatulle aus der Werkstatt von Georg Hulbe, machten zwei heutige Hamburger Bürger jetzt dem Museum zum Geschenk. Das bedankt sich artig mit einer Kabinettausstellung um dieses Meisterwerk des Historismus, die auch die Gouache zeigt, die beim Berliner Adolph Menzel aus gleichem Anlaß in Auftrag gegeben wurde. (Ehre, wem Ehre gebührt) Eröffnung: morgen, 18 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe, bis 18. August
In Jakarta trafen sich Kai Maria Bengel aus Hamburg und Singgih Hertano aus Ambarawa. Der Indonesier und der Deutsche bemalten gemeinsam und „multikulturell“ nach den Bach-Improvisationen eines Cello-Duos eine große Leinwand. Und nun machen sie hier weiter und zeigen neue gemeinsame und eigene Bilder auf Reispapier, Leinwand und Papptafeln. Die Ausstellung reklamiert für sich globales Denken und heißt 10/110 nach den Längengraden der Geburtsorte der Protagonisten. Eröffnung: morgen, 19.30 Uhr, Kaifu Art Center, Bundesstr. 107, Mi-So 15-20 Uhr, bis 28. Juli
Um die „paradoxe Konstruktion anschaulicher Räume aus begrifflichem Material“ geht es, versichert der Werbetext. „Es wird versucht, nicht Sichtbares räumlich abzubilden.“ Da es um die Arbeiten von drei Zeichnerinnen und einem Zeichner geht, verwundert das nicht besonders. Schließlich passiert alles dieses schon, wenn man einen waagerechten Strich als Horizontlinie dekodiert. Doch auf KX darf man gewiß mehr erwarten. Nikola Blaskovic aus Kroatien, Constantin Jaxy aus Bremen, Isabelle Jousset aus Paris und Susann Turcot aus London zum Thema „Absolute Räume“. Eröffnung: morgen, 20 Uhr, KX auf Kampnagel, Do-Sa 16-20 Uhr, bis 17. August
Mail Art ist sowas wie eine basisdemokratische Kunstform, die sich in den 60ern in den USA entwickelt hat. In Osteuropa wurde sie zu einem subversiven Underground-Verständigungs- und Informationssystem. Dieses Thema arbeitet erstmalig eine große Ausstellung auf: Mail Art – Osteuropa im internationalen Netzwerk. Eröffnung: Sonntag, 11.30 Uhr (Einführung Lzl Beke, Budapest, Performance Nenad Bogdanovic, Serbien). (Schade, is' soweit weg!) Staatliches Museum Schwerin, Alter Garten 3, bis 15. September
Josch
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