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Nach dem Unfalltod herrscht nur Ratlosigkeit

■ Zum dritten Mal binnen zehn Jahren kam ein Kind auf der Essener Straße ums Leben

„Irgend etwas muß passieren“ weiß der Fuhlsbüttler Ortsamtsleiter Wolfgang Engelmann. Mehr weiß er noch nicht. Denn wenn es um die Verkehrsberuhigung größerer Straßen gehe, seien die örtlichen Gremien “völlig ohne Kompetenz“. Dann sind die Innen- und die Baubehörde zuständig – doch die haben bislang geschwiegen. Engelmann spricht von der Essener Straße, einem beliebten Schleichweg von Norderstedt nach Langenhorn. Hier kam, an der Ecke zur Dortmunder Straße, am Mittwoch die dreijährige Ramona ums Leben.

Das Mädchen hatte sich von der Hand ihrer Großmutter losgerissen und war vor einen PKW gerannt. Nicht der erste tödliche Unfall. Bereits 1987 und 1993 waren unweit der Stelle, an der Ramona überfahren wurde, zwei Kinder bei Verkehrsunfällen getötet worden. Die Essener Straße hält damit einen traurigen Rekord in Hamburg.

Ein Holzkreuz am Unfallort, umsäumt von Blumen und Kerzen, erinnert an Ramona. Rund 100 AnwohnerInnen haben am Montag abend hier demonstriert. Sie fordern einen Zebrastreifen an der Todeskreuzung und die Umwandlung der Straße in eine Tempo-30-Zone. „Hier starben drei Kinder – wie viele werden es noch“, mahnt ein Plakat zum schnellen Handeln.

Doch ob ein Tempolimit – für das die Verkehrsbehörde die Essener Straße aus dem „Vorbehaltsnetz“ nehmen müßte – Ramonas Tod hätte verhindern können, ist fraglich. „Nach den Erkenntnissen der Polizei wären die Unfälle auch bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung ganz ähnlich verlaufen“, sagt Ortsamtsleiter Engelmann. Die Autofahrerin, vor deren Wagen Ramona lief, sei „höchstens 40 Stundenkilometer gefahren“. Warum gerade die Essener Straße zum dritten Mal zur Todesfalle wurde, kann sich Engelmann „nicht erklären“. Die Unfallstatistik zeige ansonsten keine Auffälligkeiten. Allerdings lägen mehrere Kinder- und Jugendeinrichtungen an der vielbefahrenen Straße.

Engelmann will sich nun bei der Polizei dafür einsetzen, daß zwei Zebrastreifen an die Kreuzung kommen. Für den zweiten September hat er zum runden Tisch geladen, an dem AnwohnerInnen und BehördenvertreterInnen gemeinsam nach Lösungen suchen sollen. Damit es nicht länger beim „Irgend etwas“ bleibt. Marco Carini

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