: Arbeits- und ratlos
■ Beratungsstelle für erwerbslose Menschen wird weggespart
Immer mehr Menschen werden arbeitslos, viele bleiben es und müssen mit immer weniger Geld auskommen. Die Beratungsstelle „Solidarische PsychoSoziale Hilfe“ (SPSH) im Schanzenviertel ist seit neun Jahren Ansprechpartnerin für Menschen, die in dieser Situation unter psychischen Problemen leiden. Ende des Jahres wird die Einrichtung jedoch geschlossen; die „wünschenswerte, aber dem Gesetz nach nicht notwendige Einrichtung“ fällt „den allgemeinen Sparvorgaben“ zum Opfer.
Die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) gibt rund zwei Drittel ihrer Haushaltsmittel von 3,7 Milliarden Mark für die Sozialhilfe als „notwendige Leistung“ aus, erklärt Behördensprecherin Petra Bäurle. Hier könne und solle nicht gespart werden; in den anderen Bereichen sei es daher nötig, Schwerpunkte zu setzen.
Die SPSH sei eine sehr kleine Einrichtung. „Wir hoffen, daß der Verlust durch andere Träger aufgefangen werden kann.“ Es gebe ein breit gefächertes Beratungsangebot für Arbeitslose und psychisch Kranke, auch beim Arbeitsamt und in den Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, die ebenfalls von der BAGS gefördert werden.
Für Erwerbslose und Menschen mit nur geringem Einkommen sei es wichtig, bei psychischen Problemen eine Beratungsstelle aufsuchen zu können, die speziell für Menschen in dieser Situation geschaffen wurde, ist SPSH-Psychologin Renate Schumak überzeugt. Die Hemmschwelle sei bei Angeboten, die sich vorwiegend an psychisch Kranke wenden, wesentlich höher. Angesichts der immer größer werdenden Gruppe von Arbeitslosen, die an sozialer Isolation und auch Depressionen leiden, sei die Entscheidung der BAGS nicht nachvollziehbar.
Im vergangenen Jahr hatten sich 750 Personen an die SPSH gewandt, zwei Drittel von ihnen Frauen. Die Beratungen sind kostenlos und anonym. Neben drei hauptamtlichen MitarbeiterInnen sind rund 20 Ehrenamtliche in der Beratungsstelle tätig. Die Personal- und Mietkosten, die von der Behörde ab dem kommenden Jahr eingespart werden sollen, betragen 341.000 Mark.
Stefanie Winter
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