: „Der Rave, der Müll und der Tod“
■ betr.: „Eine Familie erstickt im Müll“, taz vom 15. 7. 96, „Rund umschlag“ (Es wird ein Bakunin- Denkmal geben: Techno als anar chistische Insel), taz vom 16. 7. 96
Berlins beliebtes, verkehrsreichstes und größtes Hundeklo mit integriertem Massengrill wurde am 13. 7. 96 Opfer einer als Demo getarnten „häßlichen Konsumgesellschaft“. Soweit hat die unverzichtbare kritische Presse relativ einmütig „Bilanz“ gezogen. Und was für ein Titel: „Eine Familie erstickt im Müll“, 20 Seiten zu weit hinten im Blatt, aber alle Achtung!
Die glänzende Replik am Folgetag hat natürlich einiges verdorben. So kriegt Ihr die 5.000 Freunde von Hund und Garten nie!
Aber oho! Vier Tage später der finale Rettungsschlag: „Tod im Tiergarten“, „Frust und Ohnmacht der Aktivisten“. Eine Metropole versinkt in Urin und Fäkalien, tote Tiere fallen vom Himmel – es ist der „Tag X“, die Raver kommen! Nur ein kleines Erdhummelnest und die Familie der bratwurstsüchtigen Urinlinge überleben das grausige Inferno... Sagt mal, weiß die einschlägige Filmbranche eigentlich von diesem geilen Plot?
Schade auch, daß die „Home- Video Touristen“ ihre erschütternden Dokumente vermutlich mit Gegenlicht versaut haben, die Invasion des Grauens kam ja aus dem Westen (woher sonst?). So also tritt bei kritischer Betrachtung die dem Objektiven immanente Kreativität zutage und offenbart eine ganz neue, eher konstruktive Qualität (hätte das Institut für kritische Berichterstattungskontrolle geschrieben).
Jetzt aber schnell, solange der Stahl noch formbar (und Wachs und Birne noch weich): ein taz- Special mit Beiträgen der Überlebenden – „Der Rave, der Müll und der Tod!“ Babs Bollwahn, übernehmen Sie! Thomas M. Zipf
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