■ Couchpotato's Chips & Tips
: Samstag / Sonntag

Nickelodeon

Einen Nickel kostete in den Stummfilmjahren der Zutritt zu den schlichten Sälen, in denen man der Wunder der Kinematographie teilhaftig werden konnte. Aus vielen Nickeln läßt sich durchaus ein Vermögen machen, und so gründeten 1909 diverse Produktionsfirmen in New York die „Motion Pictures Patents Co.“ (MPPC) in der Absicht, über die Kontrolle der Patentlizenzen das Marktmonopol zu erlangen. Vor diesem Hintergrund spielt Peter Bogdanovichs nostalgische Komödie um einen unabhängigen Studiobesitzer, der sich gegen die handgreiflichen Maßnahmen des Kartells zur Wehr setzt und seine Aufnahmeteams im fernen Kalifornien tätig werden läßt – in einem trostlosen Wüstenkaff namens Hollywood.(RTL 2,12.30 Uhr)

Backdraft

Die Besetzung mit illustren Darstellern wie Kurt Russell und dem allgegenwärtigen Robert De Niro änderte nichts: Ron Howards flammendes Feuerwehrmännerepos geriet zum schwülstigen Passionsspiel für die uniformierten Stände, deren es in den USA so viele hat, daß sich ein Film für diese Zielgruppe auf jeden Fall amortisiert. Obendrein wurde die dickfellige Inszenierung vom bombastischen Soundtrack Hans Zimmers aufgedonnert.(RTL, 20.15 Uhr)

Road House

Regisseur Rowdy Herrington macht seinem Vornamen alle Ehre: Patrick Swayze läßt den Schmutztanz sein und legt sich mit der Kanaille Ben Gazzara an. Unterstützt wird er von dem stets stark auftretenden Sam Elliott, und Kelly Lynch ist sein Gespons. Während Swayze ordentlich die Fetzen fliegen läßt, spielt der blinde Gitarrist Jeff Healey den „Road House Blues“, und den pfeift man noch, wenn der Abspann längst abgelaufen ist.(Pro 7, 22 Uhr)

Dschungel ohne Gnade

„Die Außenaufnahmen im afrikanischen Busch“, so läßt Kabel1 uns wissen, „gestalteten sich sehr strapaziös. Das gesamte Team mußte in Zelten übernachten.“ Sicher doch. Allerdings befand sich der „Dschungel“ in den Republic- Studios, wo zwölf Episoden des Serials „Jungle Drums of Africa“ entstanden, die später zwecks Zweitverwertung auf Spielfilmlänge gekürzt und unter dem neuen Titel „U 238 and the Witch Doctor“ ein zweites Mal in die Lichtspieltheater gebracht wurden. Die eingefügten Außenaufnahmen waren stock shots aus dem Archiv.(Kabel 1, 9.25 Uhr)

Tatort: Der Phönix-Deal

Sowohl Buch als auch Inszenierung des Anfang Juni ausgestrahlten ersten „Tatorts“ mit dem Gespann Glatzeder/Reichel hatten bestenfalls Daily- Soap-Niveau, und in der Verwunderung darüber, wie eine dermaßen mißratene Produktion vom Sender überhaupt abgenommen werden konnte, unterstellte man im Bekanntenkreis den Verantwortlichen recht häßliche Dinge. Beim zweiten Versuch haben Autor und Regisseur gewechselt, nicht aber die federführende Anstalt SFB.(ARD, 20.15 Uhr)

Als die Liebe laufen lernte

Nachdem er in „Rendezvous unterm Nierentisch“ den naiven Wirtschaftswunderglauben dokumentiert hatte, vergrub sich Manfred Breuersbrock erneut im Archiv, um Aufklärungsfilme der 60er Jahre ff. zu plündern und lachhafte Belege für Stellungshilfe und Stöpselkunde aufzuspüren. Witzig ist das nur bedingt, und ein Aspekt für Connaisseure des „exploitation“-Kinos blieb außer acht: Lang ist die Liste heute gutbürgerlich auftretender Filmschaffender, die sich in jüngeren Jahren die eine oder andere Blöße gaben.(Vox, 22 Uhr)

Harald Keller