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Die Panke liegt in Amsterdam

■ Park am Stadion der Weltjugend: Max Dudler will aus der Panke eine Gracht machen. Bauprojekt "Steinhof an der Panke": reiches Wohnen mit Elektroauto

Das Gelände des einstigen Stadions der Weltjugend bleibt eine Spielwiese für Stadtplaner. Nachdem das Areal an der Chausseestraße erst als Standort für eine Sportarena, dann für Bürogebäude und schließlich als Wohnquartier herhalten mußte, darf nun auch am vorgesehenen Pankepark herumgetüftelt werden. Nach den Plänen von Max Dudler soll der langgestreckte Park samt dem Flüßchen Panke das Wohngebiet „wie ein Strich“ durchziehen. Dudler überarbeitet derzeit den ursprünglichen Entwurf für die Freifläche des Hamburger Büros für Landschaftsarchitektur. Dieses hatte für den neuen Pankepark einen eher kurvigen Flußlauf in einem „natürlich“ belassenen Gelände vorgesehen.

Dudler hat dagegen etwas ganz anderes vor: Der zukünftige Pankepark werde sich am Bild kerzengerader niederländischer Grachten orientieren, sagte Projektleiter Lange, Mitarbeiter in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, bei einer Ortsbesichtigung am Wochenende. Dudler wolle die Panke damit zu einem „städtischen Kanal aufwerten“. An die Panke-Gracht sollen sich Grün- und Spiel- und Sportbereiche, aber hauptsächlich Wohnhäuser anschließen.

Max Dudler hatte erst im März einen Bauwettbewerb für rund 2.000 Wohnungen auf dem Gelände gewonnen und den Park in das gleichförmige Blockraster integriert. Kritik an der Planung hatte damals Karin Baumert, Baustadträtin im Bezirk Mitte, geäußert, da ihr die Planung zu kompakt erschien. Mit der Überarbeitung des Wettbewerbsentwurfs ist nun gleichzeitig die Panke auf das Reißbrett gewandert.

Wann für den Grünzug Baubeginn sein wird, konnte Lange nicht sagen. Für die Freiraumplanung wie für die gesamte Gestaltung des Geländes sucht der Senat noch nach Investoren. Die Wiederherstellung des Pankelaufs soll insgesamt rund 1,1 Millionen Mark kosten. Der schmale Kanal, der einmal von Reinickendorf über die Chausseestraße und das Gelände der Charité bis in die Spree floß, war nach dem Mauerbau teilweise zugeschüttet und „verrohrt“ worden. 1991 beschloß der Senat, die Panke wieder zu öffnen.

Dem ökologischen Anspruch des Pankeparks sucht das Projekt „Steinhof an der Panke“ gerecht zu werden, bei dem am Wochenende mit dem Bau begonnen wurde. Bei dem fünfgeschossigen Gebäudekomplex für Wohn- und Geschäftsräume der Realprojekt AG ist nicht nur die Nutzung von Sonnenenergie und Regenwasser für die Räume geplant. Als besonderen Clou will die Realprojekt den künftigen Mietern drei Elektromobile mit einer Stromtankstelle vor dem Haus, ein Fahrrad je Wohnung und eine BVG-Jahreskarte unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Mißlich an dem Umweltkonzept ist allein, daß die Ökoschmankerln nur den „Besserverdienenden“ vorbehalten bleiben. Für die 36 Alt- und 26 Neubauwohnungen in dem Gründerzeitkomplex will die Realprojekt zwischen 4.000 und 6.000 Mark pro Quadratmeter verlangen. Rolf Lautenschläger

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