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Verbotene Liebe auf ägyptisch

■ Der israelisch-ägyptische Kulturkrieg fordert ein neues Opfer: ein Drehbuch

Kairo (taz) – Liebesaffären zwischen Israelis und Ägyptern sind derzeit Tabu. Das entschied zumindest die ägyptische Zensurbehörde nach dem Lesen des Drehbuches zum Film „Abschied und Panik“ von Wafik as-Saban. Das Skript erzählt eine Romanze zwischen einem Ägypter und einer israelischen Touristin im ägyptischen Badeort Taba und dem anschließenden zum Scheitern verurteilten Versuch, zu heiraten. Der Streifen, so der Autor, sei der erste Film, der sich mit der „Normalisierung der israelisch-ägyptischen Beziehungen“ befasse.

Doch mit denen ist es offensichtlich auch 17 Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Camp David nicht allzuweit her. Vor allem im Kulturbereich herrscht ein eisiger Frieden. Vergeblich warten israelische Künstler darauf, zu den Kairoer Film- und Theaterfestspielen oder der internationalen Buchmesse eingeladen zu werden. Die wenigen Ägypter, die es in die andere Richtung versucht haben, gelten in ihrem eigenen Land inzwischen als kulturelle Aussätzige.

Die Politiker beider Länder treffen sich – wenngleich mit ein wenig Zurückhaltung – inzwischen regelmäßig, und die Geschäftsleute suchen nach profitablen Joint-ventures. Für viele Ägypter bleibt die Kultur die letzte Karte in der ägyptischen Hand, um Druck auf Israel auszuüben. „Anders als Politik und Wirtschaft, ist Kultur Gewissen“, erklärt der Romanschriftsteller Gamal al-Ghitani. „Solange die israelische Armee arabische Gebiete besetzt und ihre Atomwaffen auf die arabischen Länder richtet, besteht kein Anlaß für Kulturaustausch.“ Die Wahl Benjamin Netanjahus zum israelischen Ministerpräsidenten dürfte den wenigen zaghaften Versuchen endgültig das Ende bereitet haben.

Immer wieder bricht die alte Feindschaft aus. Als kürzlich der Verwaltungschef der israelischen Botschaft in Kairo das populäre politische Theaterstück „al-Ganzir“ (Die Kette) besuchen wollte, brach auf der Bühne eine Revolte aus. Dem Diplomaten wurde von den Schauspielern nahegelegt, das Theater zu verlassen. Anschließend improvisierten sie mit nationalistischen Liedern aus den Zeiten des 67er Krieges mit Israel. Karim El-Gawhary

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