: Tschetschenische Rebellen erobern Grosny
■ Russische Soldaten sind im Stadtzentrum eingekesselt. Regierungsgebäude brennen
Moskau/Grosny (AFP/AP/rtr) – Das Gemetzel in Tschetschenien geht weiter. Am zweiten Tag ihrer Großoffensive brachten die Unabhängigkeitskämpfer gestern das Zentrum der Hauptstadt Grosny weitgehend unter ihre Kontrolle. Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, russische Soldaten säßen in ihren Stellungen fest. Am Nachmittag starteten die Rebellen einen Sturmangriff auf den Regierungssitz. Dabei brach nach Angaben eines Regierungsvertreters in einem Teil des Gebäudes Feuer aus. Auch das benachbarte Innenministerium stand in Flammen. In Argun, 15 Kilometer östlich von Grosny, tobten ebenfalls heftige Kämpfe. Dort nahmen die Rebellen nach eigenen Angaben die meisten Regierungsgebäude ein. Nur das Hauptquartier sei noch unter russischer Kontrolle. Der stellvertretende russische Innenminister Pawel Golubez räumte schwere Verluste ein. Bei den jüngsten Gefechten seien 29 Soldaten getötet und rund 100 verletzt worden, erklärte Golubez. Auch auf seiten der Tschetschenen habe es Opfer gegeben. Genaue Zahlen wurden jedoch nicht mitgeteilt.
Das Oberkommando der russischen Truppen hatte bereits am Morgen einen Gegenangriff angekündigt. Vom Vorort Chankala brach eine Panzerkolonne in Richtung Grosny auf. Russische Hubschrauber und Kampfflugzeuge bombardierten Stellungen der Rebellen in der Umgebung von Grosny. Auch der Bahnhof wurde angegriffen. Dort hielten sich die Aufständischen teilweise verschanzt, meldete Interfax.
Ein Kommandant der Rebellen erklärte, die Offensive diene dem Zweck, Rußland wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Demgegenüber schloß die Regierung in Moskau weitere Verhandlungen mit den Rebellen aus. Der Sekretär der staatlichen Tschetschenien- Kommission, Sergej Stepaschin, sagte Interfax zufolge, mit Rebellenchef Selimchan Jandarbijew und seinem Stabschef Aslan Maschadow seien weitere Gespräche unmöglich. Kommentar Seite 10
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