■ Kommentar: Mehr als Worte
Förderkurse für ausländische SchülerInnen und muttersprachlicher Unterricht am Nachmittag, der von Honorarkräften erteilt wird: Indizien dafür, daß Zweisprachigkeit im Hamburger Schulwesen nicht als Kompetenz oder Chance gesehen wird. Statt dessen wird sie als zu beseitigendes Defizit gewertet.
Der Tatsache, daß die Millionenstadt Hamburg eine lange Einwanderungstradition hat und die Schulklassen längst international zusammengesetzt sind, wird dieser Ansatz aber nicht gerecht. Die GAL-Fraktion will mit ihrer Bürgerschaftsinitiative für eine interkulturelle Erziehung eine neue Herangehensweise erreichen. Muttersprachlicher Unterricht soll nicht mehr zweitrangig behandelt, sondern in den regulären Unterricht integriert werden.
Ansätze sind zwar in Hamburg bereits vorhanden, doch für eine Stadt, die sich „das Tor zur Welt“ schimpft, sind sie allzu bescheiden. Abgesehen davon leiden auch die Schulen, die bereits Konzepte für muttersprachlichen Unterricht entwickelt haben, unter den Sparmaßnahmen. An der Theodor-Haubach-Schule in Altona kann der Türkisch-Unterricht mangels eines zweiten Lehrers nicht organisiert werden.
Doch multikulturelle Erziehung kann sich nicht nur auf Sprachvermittlung konzentrieren, auch wenn Sprache wichtig für die Identitätsfindung ist und eine reibungslose Kommunikation erheblich zum friedfertigen Umgang beitragen kann. Interkulturelle Erziehung muß auch interdisziplinär verstanden werden, vom Gemeinschaftskunde- bis zum Religionsunterricht.
Patricia Faller
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