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Hilflose Helfer

■ Asylgruppe Ostertor braucht Spenden

Die „Asylgruppe am Ostertor“ steht kurz vor dem Aus. „Wir brauchen Hilfe, sonst hören wir auf“, sagt das ehrenamtliche Mitglied Ghislaine Valter. Seit 1994 unterstützt die Gruppe mit drei freiwilligen Helfern Menschen in Abschiebehaft. Jetzt ist der Spendentopf leer: Vor lauter Arbeit und Sorgen hat die Asylgruppe die Antragsfrist beim Senat über 2.500 Mark für dieses Jahr glatt verschlafen. Die Asylgruppe ruft nun zu Spenden und ehrenamtlicher Mitarbeit auf.

Ärger mit der Polizei, mit der Haftanstalt in Oslebshausen und der Ausländerbehörde hat die kleine Truppe mürbe gemacht. Als die Abschiebehaft von der Ostertorwache in die Justizvollzugsanstalt Oslebshausen verlegt wurde, hatte die Asylgruppe bessere Haftumstände erwartet. „Doch jetzt sieht vieles noch schrecklicher aus“, sagt sie. Erst vor kurzem habe sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde einlegen müssen. Der Grund: Das Verhör eines Beamten mit einem jungen Mann aus Togo ging derart „fies“ zur Sache, mit „suggestiven Fragen“ und „Drohungen“, daß der Togoer sich über Stunden auf der Toilette einschloß. Nur dem Druck der Asylgruppe sei es zu verdanken, daß eine zweite Anhörung möglich war: Der Asylantrag sei dann angenommen worden. Außerdem setzte die Asylgruppe ein wöchentliches Taschengeld für jeden Häftling durch. „Doch das sind knapp 18 Mark, davon kann der Betroffene kaum telefonieren, geschweige denn einen Anwalt bezahlen“, so Valter.

Im Mai konnte die Gruppe zum ersten Mal ihre Arbeit beim Ausschuß für Ausländerangelegenheiten vorstellen. „Jetzt sind Gespräche geplant, die uns hoffen lassen“, sagt die Aktivistin. Dabei soll es auch um die Frage gehen, ob die Abschiebehaft verfassungsrechtlich überhaupt Bestand hat. „Solange es diese Haft gibt, sind die Betroffenen auf unsere Hilfe angewiesen“, folgert Gruppenmitglied Valter. kat

Wer sich in der Asylgruppe Ostertor engagieren oder spenden will, meldet sich bei Ghislaine Valter (442330) oder bei Ursula Prahm (214317).

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