: Sagerhaftes Comeback
■ Satte Realo-Mehrheit für Krista Sager
Es kostete die grüne Spitzenpolitikerin Krista Sager nur ein paar charmante Sätzchen, um über ihren Gegenkandidaten, den Hamburger-Rundschau-Chef Jo Müller, hinwegzufegen. Mit 29 Ja-, drei Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen sprach sich am späten Montag abend der partei-interne Realo-Kungelkreis „Sofa“ für die Kandidatur Sagers als Parteichefin aus.
Mit dieser überwältigenden Mehrheit ist die Wahl der 43jährigen auf der GAL-Mitgliederversammlung am 24. August so gut wie sicher. Gestern erklärte Sager bereits in Bonn, daß sie für ihr derzeitiges Amt als Bundessprecherin von Bündnis 90/die Grünen nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung steht. Für den linken Flügel wird Antje Radcke aus Hamburg Nord als Sprecherin kandidieren. Morgen wird sich das designierte GAL-Sprecherinnen-Duo der Hamburger Öffentlichkeit vorstellen.
Sager erklärte dem „Sofa-Kreis“, daß der Job der Parteisprecherin kein Ersatz sei, denn sie wolle sowieso Spitzenkandidatin für den Bürgerschaftswahlkampf 1997 werden. Ohne sie als Parteichefin bestünde die Gefahr, daß sie neben dem Fraktionsvorsitzenden Willfried Maier und der Parteispitze die dritte inoffizielle Sprecherin würde. Als in der anschließenden Diskussion deutlich wurde, daß die Realos Sager erheblich mehr flü-gelübergeifende Integrationsfähigkeit zutrauen als ihrem Gegenkandidaten, zog Jo Müller seine Kandidatur zurück. Bitter, denn Alt-GALier Müller hatte zuvor extra in einem Papier dargelegt, wie integrativ er zukünftig werden will.
Manche Parteilinke halten das Vorgehen der Realos für eine genial-raffinierte Taktik. Indem man nach allen Seiten signalisiert hätte, dieses Mal nicht um Jo Müller herum zu kommen, sei das Aufatmen angesichts der Kandidatur der nicht unumstrittenen Sager bis in Fundi-Kreise zu hören gewesen. Der linke Flügel wirft Sager Populismus und Personenkult vor. sim
Siehe auch Bericht Seite 2
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen