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Kriegselend in Grosny

■ 30.000 Menschen auf der Flucht. Beginn der Verhandlungen erwartet

Moskau (dpa) – Ungeachtet der Friedensbemühungen des russischen Sicherheitsberaters Alexander Lebed sind die blutigen Kämpfe um Grosny gestern in die zweite Woche gegangen. Ein Großteil der tschetschenischen Hauptstadt war nach Angaben der Rebellen unter ihrer Kontrolle. Sie lieferten sich auch gestern erbitterte Stellungskämpfe mit den russischen Truppen.

Unterdessen einigten sich die Kriegsgegner gestern über den Verhandlungsort. Noch gestern abend wollte der russische Oberkommandierende Pulikowski mit dem Militärchef der Rebellen, Maschadow, in Nowyje Atagi, 25 Kilometer südlich von Grosny, zusammenkommen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax.

Der Präsident der russischen Teilrepublik Nord-Ossetien, Achsarbek Galasow, forderte einen Kaukasusgipfel, um einen Ausweg aus dem Krieg zu suchen. Daran solle auch Boris Jelzin teilnehmen. In Grosny droht nach den achttägigen Kämpfen ein Flüchtlingsdrama. Mehr als 30.000 Menschen flüchteten in umliegende Dörfer oder in die Nachbarrepublik Inguschetien. Die Rebellen sprachen von Hunderten toten und verletzten Zivilisten in Grosny. Tausende Flüchtlinge säßen in den Vororten Grosnys fest, meldete Interfax. Die Separatisten befestigten ihre Stellungen und bereiteten sich nach russischen Angaben auf eine lange Verteidigung Grosnys vor. Die russische Luftwaffe habe am Morgen ihre Angriffe wieder aufgenommen, erklärten die Rebellen. Pulikowski hatte am Vortag die Einstellung der Luftangriffe angeordnet. Das Fernsehen zeigte Bilder von Leichen russischer Soldaten auf den Straßen. In einem Hinterhalt der Rebellen im südtschetschenischen Wedeno sind laut Interfax Montag nacht 20 Soldaten getötet und 37 verletzt worden.

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