: Alles Müller, oder was?
■ GAL-Linke empört: Jo Müller soll mit dem Schatzmeister-Job entschädigt werden
Eine Jo-Müller-Kandidatur kommt selten allein. Um den Hamburger-Rundschau-Chef dafür zu entschädigen, daß die Realos Krista Sager für die Parteiführung vorgezogen haben, soll er nun Herr der Knete werden. Am 24. August wird er auf der GAL-Mitgliederversammlung als Realo-Überraschungskandidat für den Job des Schatzmeisters antreten.
Über das fast sozialdemokratisch anmutende Postenverteilen sind viele Parteilinke erzürnt; sie wollten erneut den derzeitigen Schatzmeister Jan Sturm ins Rennen schicken. Damit wird es wahrscheinlich zu einer Kampfabstimmung zwischen den GAL-Flügeln kommen. Denn dem Schatzmeister kommt im elfköpfigen Landesvorstand eine Schlüsselfunktion zu. Während je fünf Sitze nach Links-Rechts-Zugehörigkeit verteilt werden, sind der Geldverwalter und seine politische Orientierung das Zünglein an der Waage. Daß die Linke ausgerechnet den als polarisierend geltenden Müller als Macht- und Entscheidungs-Pendel hinnehmen werden, ist zweifelhaft.
Unmut hat sich der Verleger mit dem sicheren Gespür für jeden erreichbaren Fettnapf aber auch unter seinen Realo-KollegInnen zugezogen. Auf der gestrigen Titelseite des Hamburger Abendblatts erklärte er, ein Drittel der SenatorInnensitze im Falle eines rot-grünen Bündnisses für die GAL zu beanspruchen. Mit der nackten Machtstrategie jenseits politischer Inhalte habe der eitle Müller nicht nur der GAL, sondern auch seiner Flügel-Kollegin Krista Sager Schaden zugefügt, zähneknirschen Realos.
„Müller hat den Bogen über-spannt“, wird der parteilinke Parlamentarische Geschäftsführer Alexander Porschke deutlicher. „Er hat offenbar jegliche politische Orientierung verloren, und das kann man nicht mehr hinnehmen.“ Für das prekäre Amt des Schatzmeisters habe Jo Müller sich somit selbst disqualifiziert. Silke Mertins
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen