Transrapid überrollt Kleingartenanlagen

■ Charlottenburgs Baustadträtin Beate Profé plädiert weiter für Nullösung

Wenn der zwischen Hamburg und Berlin geplante Transrapid entsprechend der bislang favorisierten Variante in die Stadt einfährt, überrollt er im Bezirk Charlottenburg vor allem Kleingartenbesitzer, deren Parzellen auf der Trasse liegen. „Im Falle einer Entscheidung, bei der die Magnetbahn über Spandau zum Lehrter Bahnhof führt, müssen die Kolonien Fürstenbrunn, Ruhwald, Spreegrund und Schleusenland mit erheblichen Einschnitten rechnen“, erklärte gestern in einem Pressegespräch die Baustadträtin Beate Profé (Bündnis 90/Die Grünen).

Wie viele Parzellen konkret betroffen seien, könne man derzeit noch nicht sagen. „Die Planungsunterlagen der gemeinsamen Landesplanungsbehörde Berlin/Brandenburg, die seit zehn Tagen zur Bürgerbeteiligung ausliegen, sind in dieser Hinsicht eine Zumutung“, kritisierte auch Reinhard Jahnke, Charlottenburger Stadtplanungsamtsvize. Das Projekt mache jedoch auf jeden Fall zwanzig bis dreißig Meter breite Böschungsrodungen entlang der geplanten Trasse der Magnetschwebebahn notwendig.

Riesige Stützpfeiler, alle 31 Meter einer, würden auch hier, obwohl der Transrapid auf diesem Abschnitt ebenerdig fahren soll, die Landschaft bestimmen. Die 15-Minuten-Frequenz, in der die Züge künftig das Gebiet passieren sollen, mache Naherholungsansprüche völlig zunichte, betonte Jahnke.

Aus stadtplanerischer Sicht noch unverträglicher wäre, so Jahnke, eine Alternativvariante in Richtung Papestraße über Westkreuz, die allerdings eine Verlängerung des Transrapid in Richtung Prag und Dresden offenhalte. Beate Profé plädierte erneut für die „Nullösung“. Ob sich das Bezirksamt ihrer Meinung anschließen wird, ist jedoch fraglich. Es herrsche, so die Stadträtin, große Resignation in der Art, daß man den Beschlüssen von Bundesrat und Bundestag für den Transrapid ohnehin nichts entgegensetzen könne.

Selbst die Bezirksverordneten hätten sich im Gegensatz zu anderen Bezirken noch nicht eindeutig für oder gegen eine Unterstützung des Verkehrsprojektes aussprechen können.

Lediglich um eine Verlängerung der Frist zur Bürgerbeteiligung, die am 6. September beendet sein soll, wolle man sich bemühen. „Momentan“, erklärte die Stadträtin, „steht mit der Begründung, das Raumordnungsverfahren müsse in insgesamt sechs Monaten abgeschlossen sein, nur ein Monat Zeit zu Verfügung, um sich mit diesem Riesenprojekt – die Unterlagen umfassen immerhin 21 Ordner – zu beschäftigen.“

Kaum ein Berliner sei ausreichend informiert; auch in Charlottenburg hätten bislang nur einige wenige betroffene Kleingärtner ihre Kritik und Vorschläge zum Raumordnungsverfahren eingereicht.

Die Tatsache, daß alle Bezirke bereits bis zum 26. August, „also genaugenommen ohne den Willen der Bürger zu kennen“, so Siegfried Jahnke, eine Stellungnahme zu den Planungen abgeben müssen, betrachtet Profé als Skandal. „In Sachen Transrapid sollen offensichtlich schnell, ohne Widerstand, an den Bürgern vorbei Tatsachen geschaffen werden.“ Kathi Seefeld