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Krawall in Seoul

■ Südkoreas Polizei macht Jagd auf wiedervereinigungswillige Studenten

Seoul (AP) – Am dritten Tag in Folge haben gestern Tausende Bereitschaftspolizisten das Gelände der Seouler Yonsei-Universität gestürmt. Die StudentInnen, die sich seit Tagen Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften liefern, wurden in ein Gebäude abgedrängt, in dem sie sich verschanzten. Zehntausend zusätzliche Sicherheitskräfte wurden abgestellt, um alle Ausgänge des Geländes zu bewachen und die Flucht der Demonstranten zu verhindern.

Innenminister Kim Woo Sok kündigte an, die Behörden würden Jagd auf die Rädelsführer machen und sie bestrafen. Die Polizei werde die Belagerung des Universitätsgeländes erst dann beenden, wenn die Verantwortlichen für die Ausschreitungen inhaftiert seien. Ein Sprecher der südkoreanischen Polizei sagte, die Einsätze hätten bis Donnerstag dazu gedient, die verbotene Demonstration zu beenden. Der Auftrag von gestern habe gelautet, die DemonstrantInnen festzunehmen.

Die Behörden wollen vor allem ein von der südkoreanischen Regierung verbotenes „Großes Vereinigungsfestival“ der Studenten verhindern, mit dem diese die Wiedervereinigung Nord- und Südkoreas fördern wollen.

Die StudentInnen setzten sich mit Brandbomben und Steinen zur Wehr. Ein Ausbruchversuch von rund 3.500 eingeschlossenen Demonstranten war zuvor gescheitert. Die Polizei ging erneut mit Hubschraubern und Tränengas gegen die Studenten vor.

Das Universitätsgelände bot am fünften Tag der Unruhen ein Bild großer Verwüstung. Die Fahrwege waren übersät mit Steinen, Ästen, leeren Tränengasbehältern sowie halbverbrannten Möbelstücken und Autoreifen.

Bei den Ausschreitungen wurden insgesamt mehr als 1.000 Studenten und Polizisten verletzt. 1.200 Studenten wurden festgenommen, die Hälfte von ihnen am Donnerstag, dem Tag der bislang schwersten Unruhen.

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