: Gebündelte Bedingungen
Ottensen: B-Plan für Zeise II liegt aus / Investor kündigt Einspruch an ■ Von Heike Haarhoff
Der „Gordische Knoten“ sei „durchgehauen“, verkündete die rot-grüne Altonaer Koalition gestern erleichtert: Im Stadtplanungsausschuß beschloß sie, den Bebauungsplan für die Zeise-Wiese (Ottensen 49) öffentlich auszulegen und glaubte, der Ottenser Kino-Konflikt sei damit beigelegt. Der Kino-Investor bestreitet das.
Der rot-grüne Zeise-Bebauungs-Kompromiß, lobten GAL und SPD, sichere einerseits die geplanten alternativen Wohnprojekte ab. Andererseits würden die Begehrlichkeiten der Besitzerin von Zeise 1 (Ahrensburger Gesellschaft für Einkaufszentren und Gewerbeansiedlungen GEG) befriedigt: Sie darf statt ursprünglich 450 genehmigter nun doch 850 Kinoplätze im geplanten Medienzentrum Zeise 2 bauen. Sofern sie „einen Bündel von Bedingungen“ erfüllt.
Dazu zählen u.a. die Vorlage „überzeugender“ Verkehrs-, Nutzungs- und Finanzierungskonzepte. Ferner die Vereinbarung, daß die Kinos nur über die Friedensallee und Behringstraße zugänglich sind. Lieferverkehr – bis zu 15 kleine Lkws täglich – darf zudem ausnahmsweise über die zum Schutz der AnwohnerInnen ansonsten nicht öffentliche Erdmannstraße anrollen.
Abgelehnt wird aber die „rückwärtige Erschließung“ über einen vier Meter breiten Liefer-Weg quer über die Wiese hinter den Zeise-Kinos (von Behring- bis Bergiusstraße). Denn den angrenzenden Wohnprojekten sei dieser Verkehr nicht zuzumuten. Das läßt die GEG nun schäumen. Die rückwärtige Anfahrtsmöglichkeit, zickt Zeise II-Projektentwickler Torsten Teichert, sei für die Wirtschaftlichkeit der Zeise-Betriebe lebensnotwendig.
Doch der Bezirk hat die Nase voll, was man vom Hals des Investors nicht behaupten kann. Bei Verstoß gegen ihre Forderungen drohen Altonas Politiker, doch nur 450 Kinoplätze zu genehmigen.
Teichert tangiert das wenig. „Wenn der Bebauungsplan in dieser Form ausgelegt wird“, drohte er wenige Stunden vor der Stadtplanungs-Sitzung, „ist das ein ärgerlicher Fehler“, der „den Rücktritt von Zeise II“ zur Folge haben könnte. In jedem Fall aber, so Teichert, sei mit „Einsprüchen des Investors“ zu rechnen: „Je schwieriger man es für Zeise II macht, desto länger verzögert sich auch der Wohnungsbau“, bemerkte er gelassen.
Denn auf die GEG-Zustimmung sei der Bezirk angewiesen. Erstens kann die GEG klagen gegen die geplante Umwandlung der derzeitigen Parkplätze hinter „Zeise I“ in Grünland – wahrscheinlich erfolgreich: Das Grundstück ist in GEG-Besitz. Den Wohnprojekten gingen so Erholungsflächen flöten.
Zweitens könnte der Investor seinen Rechtsanspruch auf Parkplätze für „Zeise I“ geltend machen. Diese wiederum liegen aber z. Zt. teils auf Flächen der Wohnprojekte, teils auf dem Eck-Grundstück zwischen Behringstraße und Friedensallee: „Besteht der Investor auf seinen Stellplätzen, wird die Stadt das Zeise-II-Grundstück praktisch nicht mehr los“, weiß Teichert. An dem Verkauf ist der Stadt jedoch gelegen; die Zeise-II-Fläche soll zehn Millionen Mark kosten.
Die Forderung nach Finanzierungs- und Verkehrskonzepten hingegen tut Teichert als „Schaumschlägereien des Bezirks“ ab. Es verstehe sich „von selbst“, daß „kein Investor auf die Idee käme, ohne tragendes Finanzierungskonzept zu bauen“, glaubt der Projektentwickler. Im übrigen gebe es keine zwingende Rechtsgrundlage, die Konzepte dem Bezirk vorzulegen. SPD und GAL hätten in ihren Forderungskatalog „ein paar absurde Formulierungen“ des SPD-Distriktsvorsitzenden Michael Sachs übernommen. Der hatte im Vorfeld „soziale Unverträglichkeit“ und „fehlende Verkehrsplanung“ beanstandet.
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