: Mantell des Schweigens
■ Senat ernennt Eimsbütteler Bezirkschef
Lange hat sich Thomas Mirow die Bezirksposse mit angesehen. Doch nach zehn Monaten hat der smarte Doppel-Senator (Stadtentwicklung & Bezirksangelegenheiten) die Nase voll. Weil sich die Eimsbütteler KommunalpolitikerInnen nicht über eineN neueN VerwaltungschefIn einigen konnten, will Bezirkssenator Mirow jetzt einen der besten Männer von Stadtentwicklungssenator Mirow in den Altbau-Bezirk abkommandieren: Amtsleiter Jürgen „Eddy“ Mantell soll zum 1. Oktober die Nachfolge von Ex-Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann-Seidewinkel antreten.
Fatal für die Eimsbütteler PolitikerInnen: Aufgrund ihrer Kompromißlosigkeit müssen die für mehr Autonomie und Kompetenzen der Bezirke eintretenden Abgeordneten sich nun vom Senat einen Bezirksbürgermeister vor die Nase setzen lassen. GAL und CDU hatten von der SPD einen „politischen Preis“ für etwaige Mehrheitsbeschaffungs-Dienste bei der Wahl gefordert. Die Eimsbütteler Sozis hingegen meinten, daß sich eine öffentliche Ausschreibung und personelle Kungeleien nicht miteinander vertrügen. Die Folge: Alle BewerberInnen wurden in die Wüste geschickt. Bis es Mirow jetzt zu bunt wurde.
Anfang September wird der Senat voraussichtlich die Ernennung Mantells bestätigen. Doch da die SenatorInnen laut Hamburger Verfassung eineN BezirkschefIn nur auf Vorschlag des Bezirks wählen dürfen, wird Mantell voraussichtlich nur als „kommissarischer Vertreter“ für den Verwaltungsposten ernannt werden. Sollten sich die Eimsbütteler Fraktionen dann noch auf einen eigenen Personalvorschlag einigen, darf Mantell womöglich wieder seinen Hut nehmen.
Der Sozialdemokrat ist kein Unbekannter. Vor zwei Jahren hatte er gegen Jörg Kuhbier für den Posten des Hamburger SPD-Chefs kandidiert, war aber deutlich unterlegen. Der Ehemann der ehemaligen grünen Galionsfigur Thea Bock wird dem linken Parteiflügel zugerechnet. Marco Carini
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