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: Nix no future! Das traditionelle Open-air auf der Insel der Jugend

Was Live-Konzerte anbetrifft, ist es still geworden auf der Insel der Jugend in Treptow. Ein Grund dafür war – in Zusammenhang mit nicht übermäßig gut besuchten Konzerten – eine finanzielle Schuld in fünfstelliger Höhe bei der Gema, an die auch die Insel als Konzertveranstalter ihr Scherflein entrichten muß. Ein Soli-Konzert im Februar schaffte wenig Linderung.

Ein Startsignal in eine bessere Zukunft – und die ist bei der recht starren Rock-Venue-Situation in der Stadt den Insel-Machern nur zu wünschen – könnte das traditionelle Open-air bedeuten. Als Haupt-Act werden Alec Empires Atari Teenage Riot auftreten. Lichtgestalten in der Berliner Musiklandschaft, dürften ATR einmal mehr ihre Version von Techno auf die Bretter bringen, um zu zeigen, wie der wahre Punk in den späten Neunzigern zu klingen hat. Immer drin sind dabei auch ein paar Breitseiten gegen Berliner Crossover- Murks und Übungskellermuff.

In gänzlich anderen Gefilden bewegt sich der singende und songwritende Amerikaner David Munyon. Er wurde zu einer Zeit entdeckt, als man hierzulande schon ziemlich die Schnauze voll hatte von einsam musizierenden Landstreichern. Mittlerweile hört man ihm mit seinem äußerst milden, maulvollen Timbre ganz gern mal wieder zu – obwohl Songs wie „Beijing Dreams“ weiterhin Zweifel nähren: Munyon singt hier unter dem Eindruck des Massakers auf dem Tiananmen-Platz in Peking das Hohelied auf die Demokratie mit Zeilen wie diesen: „'Cause ya' wanna earn more than fifteen bucks a month, 'cause ya' wanna be happy as a human being, 'cause ya' wanna have whatever you want for lunch“. Trau, schau, wem!

Lo-Fi und die Folgen verhandeln Sharon Stoned. Ihre beiden Alben nahmen die beiden Ex-Speedniggs Uhe und Kowarsch mit wechselnder Promi-Besetzung auf. Ihr Neuling „Sample & Hold“ zählt Hans Platzgumer, Tom Liwa und Tocotronics Dirk von Lowtzow als Mitwirkende. Basisdemokratisches Bandmodell ade soll das auch heißen. Wiewohl Sharon Stoned mit ihrem Sound und ihren Songs beweisen, daß von Abgeschafftheit und Vergeblichkeit im Zusammenhang mit Indie- und Lo-Fi-Musik nicht die Rede sein muß. Schätze wie Spaß und Schönheit lassen sich bei ihnen haufenweise bergen. Gerrit Bartels

Zusammen mit Doo Rag, Trout und den Treble Spankers ab 15 Uhr auf der Insel der Jugend in Treptow