piwik no script img

Betr.: Kinderpornos in Italien

Mehr als zweihundert Kinder haben italienische Behörden Mitte Juli in Sizilien und Unteritalien aus den Fängen von Pornoherstellern befreit. Mädchen und Jungen im Alter von oft unter 12 Jahren waren zum Teil täglich mißbraucht und gefilmt worden. Mittlerweile hat sich die Aktion auch auf andere Landesteile ausgedehnt, gegen mehr als hundert Personen laufen Strafanzeigen – gegen Hersteller, Händler und Schmuggler, die die Kassetten ins Ausland bringen (Vorzugsländer: Deutschland, die Schweiz und Großbritannien).

Nach Polizeischätzungen gibt es landesweit an die vierzig Ringe, die mit Kinderkassetten en gros handeln. Die meisten der dazu gezwungenen Kinder kommen aus dem Ausland, vor allem aus Albanien und Exjugoslawien, aber mittlerweile immer häufiger auch aus Schwarzafrika und Fernost. Bei vielen handelt es sich um Kinder von Flüchtlingen, die ihrerseits illegal im Lande leben und sich daher auch nicht an die Behören zu wenden getrauen. Die Polizei rechnet aufgrund der Auswertung der beschlagnahmten Materialien damit, daß landesweit derzeit mehr als 3.000 ausländische Kinder für solche Zwecke mißbraucht werden. Der Umsatz mit Kinderpornos soll sich auf jährlich umgerechnet mehr als 100 Millionen Mark belaufen.

Aber es trifft nicht nur ausländische Kinder. Ende Juni hatte die Polizei in Palermo mehr als sechzig Kinder verhört, die aus den ärmsten Familien an der Peripherie stammten: Sie mußten für Pornos herhalten, weil die Eltern von illegalen Geldverleihern erhaltene Beträge und die horrenden Zinsen nicht hatten bezahlen können. Den Ermittlern ist bei nahezu allen Verhören aufgefallen, daß „es sich hier offenbar um ein Delikt handelt, bei dem die Kriminellen die Tat gar nicht leugnen, weil sie kaum Schuldgefühle verspüren“. So wie im Fall von Gianluca.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen