: Zuviel Klinikaufenthalte
■ Über zehn Prozent der PatientInnen könnten auch ambulant versorgt werden
Hamburg (AP) – In deutschen Kliniken werden nach einer neuen Studie der gesetzlichen Krankenkassen viel mehr PatientInnen stationär behandelt als nötig. Wie die Welt am Sonntag berichtet, könnten der Untersuchung zufolge zehn bis zwanzig Prozent der jährlich rund vierzehn Millionen KrankenhauspatientInnen genausogut ambulant und damit wesentlich preiswerter versorgt werden. Dadurch würden bundesweit mehrere Milliarden Mark jährlich verschwendet.
Die Studie wurde im Auftrag von Bundesgesundheitsminister Seehofer erstellt. Danach hat der Medizinische Dienst der Kassen (MDK) in Hessen herausgefunden, daß dort im Landesdurchschnitt zwanzig Prozent der Krankenhausaufenthalte vermeidbar gewesen wären. In Sachsen-Anhalt gebe es eine Fehlbelegung von durchschnittlich achtzehn Prozent. Und in Schleswig-Holstein hätte den Kassen zufolge durchschnittlich jeder zehnte, im Fachgebiet Urologie sogar fast jeder fünfte Krankenhauspatient ebensogut ambulant behandelt werden können.
Der Sprecher des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VDAK) in Kiel, Lothar Thormählen, fand es besonders aufschlußreich, daß es gerade sonntags viele vermeidbare Klinikeinweisungen gebe. „Das zeigt, daß die ambulante Notfallversorgung miserabel organisiert ist. Viele Leute können gar nicht anders, als am Wochenende direkt ins Krankenhaus zu gehen.“
In Hessen wurde als häufiges Beispiel für überflüssige Klinikeinweisungen die Entfernung von Schrauben und Metallplatten nach Knochenbrüchen genannt. Selbst bei der Chemotherapie gegen Krebs sei eine stationäre Aufnahme der Patienten häufig verzichtbar, sagte Angelika Erz vom VDAK in Frankfurt.
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