: Schall und Hauch und andere Kleinigkeiten
■ Mit vereinzelten Aufheiterungen: Heute abend startet das 1. Chansonfest Berlin
In Berlin ist im Durchschnitt nur jeder dritte Tag festivalfrei. In diesem Monat treibt die Off-Szene den Rekord in neue, ungeahnte Höhen: Auf das erste koreanische Festival folgte das erste Varieté- und Comedy-Festival. Heute abend wird nun in der Ufa-Fabrik das „1. Chansonfest Berlin“ eröffnet. Zwölf Sänger und Kabarettisten zeigen an drei Abenden Ausschnitte aus ihren aktuellen Programmen.
„Hier sind wir aber immer noch und geben auch nicht auf“, ist das Motto der Künstler, für die es immer schwerer wird, einen Auftrittsort zu finden. Denn auch die Kleinkunstbühnen haben unter der allgemeinen Finanznot zu leiden — so muß etwa die Brotfabrik in Weißensee ihr Theater demnächst schließen.
Durch das Eröffnungsprogramm führen die SFB-Moderatorin Juliane Bartels und der Organisator des Festivals, Gunnar König. An jedem Abend des Chansonfests treten andere Sänger auf, aber alle Programme sind ähnlich aufgebaut: Sie reichen von Schlagern der Jahrhundertwende und der 20er Jahre bis zu eigenen Liedern der Künstler. Beim Duo Schall und Hauch kommt der „Onkel aus Kalumba“ zu Besuch, Natascha Petz singt Tucholsky-Chansons, Palma Kunkel Lieder von Hollaender, und Andreas Kling spielt Szenen aus seinem Edith- Piaf-Programm.
Der schwermütige Ernst der klassischen Chansons wird durch Comedy-Einlagen aufgelockert. Martina Brandl beichtet, „warum ich mich von Bernd getrennt habe“, und Ulli Lohr erzählt Geschichten aus seiner Heimat, dem Kurhessischen Bergland. Gunnar König singt mal traurige Liebeslieder, mal bejammert er als sächsische Hausfrau Elfriede den BSE- kranken Mann. Am Samstag mündet der Chansonabend in eine „verruchte Nacht“ mit frivolen Liedern und Bauchtanz. Moderator ist Ades Zabel von der Teufelsberg Produktion, bekannt als Neuköllner Hausfrau Edith. Den Abschlußabend am Sonntag präsentiert der ZDF-Moderator und Zauberkünstler Daniel Rheinsberg.
Alle Einnahmen des Festivals und der Erlös aus einer CD gehen an die Berliner Aids-Hilfe. Für das zweite Chansonfest haben die Organisatoren schon Sänger aus Schweden und Frankreich angeworben: Im nächsten Jahr soll das Festival international werden. Miriam Hoffmeyer
Chansonfest Berlin, bis 1. 9., täglich 21 Uhr Chansonabend, morgen 22.30 Uhr: „Verruchte Nacht“, Ufa-Fabrik, Viktoriastraße 10–18, Tempelhof
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