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Mehr Knast für Kinderschänder

■ Justizminister Schmidt-Jortzig fordert härtere Strafen für Kindesmißbrauch. Kinderschutzbund dagegen

Bonn (dpa) – Die Bundesregierung plant schärfere Strafen für Kindesmißbrauch. In besonders schweren Fällen sollte die Höchststrafe von 10 auf 15 Jahre angehoben werden, sagte Bundesjustizminister Edzard Schmidt-Jortzig (FDP) der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Er zeigte sich davon überzeugt, daß Richter in Deutschland unter dem Eindruck des Verbrechens in Belgien und vor allem der Stockholmer Konferenz in Zukunft solche Täter härter bestrafen werden.

Indirekte Kritik an Schmidt- Jortzig übte der rheinland-pfälzische Justizminister Peter Caesar (ebenfalls FDP). Er warf in der Rhein- Zeitung der Bundesregierung vor, sie habe einen vom Bundesrat einstimmig beschlossenen Antrag für einen besseren Zeugenschutz von mißbrauchten Kindern mit einem seitenlangen Bedenkenkatalog an den Bundestag weitergereicht. Nach dem Willen der Länder sollen Zeugenaussagen solcher Kinder künftig grundsätzlich auf Video außerhalb des Gerichtssaals aufgenommen werden, um ihnen die Qual einer Befragung im Beisein ihres Peinigers zu ersparen. Der Deutsche Kinderschutzbund sprach sich gegen härtere Strafen für Kinderprostitution und den Handel von Kinderpornographie aus. „Eine Veränderung des Strafmaßes bringt überhaupt nichts“, sagte Geschäftsführer Walter Wilken dem Sender Antenne Niedersachsen. Er forderte eine bessere Polizeiarbeit.

Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Peter Köhler kritisierte die mangelnde personelle und materielle Ausstattung der Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden im Kampf gegen die Kinderpornographie scharf. Seit 20 Jahren seien auf diesem Feld bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft nur er und zwei Polizeibeamte tätig. „Ich könnte mehr aufklären, wenn ich das Personal dafür hätte“, sagte der Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität.

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