■ Zur Person: Geliebter Verwaltungskram
„Das bundesdeutsche Meldewesen ist hochinteressant“, sagt Christa Wiese. Liebend gerne rennt die 47jährige täglich Meldebehörden die Türen ein. Mit diesem Job hat sie sich vor einem Jahr in Bremen selbständig gemacht hat. Ihren "Transfare MeldeService“ mit fünf weiteren Filialen im Bundesgebiet präsentierte Christa Wiese jetzt auf der UnternehmerInnen-Messe „Fame“ in Hannover.
Die geborene Hamburgerin weiß: „Viele Leute hassen Verwaltungskram. Da habe ich eine echte Marktlücke entdeckt.“ Ob deutsche Bundespost, die Telekom oder Behörden: In ihrem Standardpaket sind alle lästigen Behördengänge für 195 Mark zu haben, die BürgerInnen bei einem Umzug plagen. Bremen wählte sie als Hauptfiliale, „weil das der beste Testmarkt ist“, sagt sie. Was in Bremen ginge, das laufe auch ohne Probleme in Düsseldorf oder Bonn. „So predigen es die großen Werbeagenturen.“
Eigentlich hat die „chaotische 68erin“ Behindertenpädagogik studiert, davor ein bißchen Juristerei und Psychologie. Behörden und Verwaltung haben Christa Wiese schon immer gereizt. Gerne schoben Freunde ihr diese Aufgabe zu und nickten freundlich: „Das kannst du doch so gut.“ Aus diesem Freundschaftsdienst wurde mehr: Sie klopfte beim Bremer Wirtschaftsressort um Förderung an und war enttäuscht: Ein Handy und ein paar Computer reichten als Startkosten nicht aus, um ein Förderprogramm zu ergattern. „Die gehen von höheren Investitionskosten wie im Produktionsbereich aus.“ In dem Förderdschungel komme der Dienstleistungsbereich fast gar nicht vor. Doch Christa Wiese ließ sich nicht entmutigen und hat sich schließlich einen eigenen Kredit besorgt. Daß sie manchmal Sorgen plagen und sie Panik überkommt, „das ist bei Selbständigen normal.“ Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Söhnen will sie einen kleinen Familienbetrieb aufziehen – bis die ersten kritischen vier Jahre überstanden sind. Bis dahin, so verrät die Unternehmerin, habe sie „noch viele Ideen auf Lager“. kat
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