■ Querspalte
: Ein Drittel Weib

Es war schon immer etwas Besonderes, eine Frau zu sein – zumal in einer Volkspartei wie der CDU, in der man sich seit Jahrzehnten bemüht, unsere Exklusivität zu schützen. Nie haben Christdemokraten uns zugemutet, über „Frauenlisten“ oder „Feminate“ in die Niederungen der schnöden Politik hinabzusteigen und den leuchtend-lila Schal gegen den blassen Spargürtel auszutauschen. Niemals würde man es dort zulassen, daß wir mit geschultertem Gewehr durch Schlamm und Eis voranrobben, einem imaginären Gegner entgegen. Nie würde es der Parteiführung in den Sinn kommen, uns in ein Himmelfahrtskommando abzukommandieren, wie das die Sozi-Genossen vor zwei Jahren mit der „roten Heidi“ veranstalteten. Nein, unter Christdemokraten weiß man noch, was man dem weiblichen Biotop schuldig ist und bewahrt frau vor sich selbst.

Als zum Beispiel vor zwei Jahren Nolte-Vorgängerin Angela Merkel die Hälfte des Himmels für ihre Schwestern forderte, stieß der Kanzler sie mit der Nase so lange ins Ozonloch, bis sie selbst daran glaubte, daß die Luft dort für Frauen zu dünne sei. Als derselbe Kanzler dann meinte, man könne die Frauen nun doch nicht mehr ganz aus dem allgemeinen Kehraus heraushalten, pfiffen ihn vergangenes Jahr in letzter Minute die treuen Knappen an der Basis zurück.

Nun soll Ende Oktober der Parteitag die weibliche „Besonderung“ programmatisch festzurren. Ein Drittel Weib auf jeder Liste befreit vom schleichenden Verdacht, die Christdemokraten könnten als politische Frauenräuber versagt und anderen die Beute überlassen haben. Um ihre Damen allerdings vorm Untergang im Männlich-Allgemeinen zu bewahren, verspricht der zweite Wahlgang Minderheitenschutz mit umgekehrtem Vorzeichen: Das Gruppenbild bleibt exklusiv mit Dame.

Man sollte diesen Vorschlag für die nächste Bundestagswahl überdenken: Eine garantierte Eindrittelchance für die CDU und die zweite Stichwahl gilt! Ulrike Baureithel