: Stolpe ein Agent?
■ Laut „Spiegel“ liegt Staatsanwälten „belastendes Material“ gegen Stolpe vor
Potsdam (AP) – Potsdamer Staatsanwälte haben nach Informationen des Spiegels in mehrjährigen Ermittlungen „erhebliches belastendes Material“ über die Stasi-Kontakte des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe zusammengetragen. Das Nachrichtenmagazin berichtete am Wochenende vorab, die Ermittler hätten zudem Landesjustizminister Hans Otto Bräutigam aufgefordert, den Generalbundesanwalt einzuschalten. Dies habe die Potsdamer Staatsanwaltschaft abgelehnt. Der Minister erklärte zu dem Bericht, die Anklagebehörde werde erst nach Ende des Ermittlungsverfahrens Schlußfolgerungen ziehen.
Die DDR-Staatssicherheit hatte Stolpe jahrelang als Inoffiziellen Mitarbeiter „Sekretär“ geführt. Der Regierungschef erfuhr nach eigenen Angaben erst nach der Wende von dieser Registrierung. Der Spiegel berichtet nun, nach Auswertung der Treffberichte des IM „Sekretär“ mit Westpolitikern hätten die Potsdamer Ermittler erklärt, „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ seien „Tatbestände der geheimdienstlichen Agententätigkeit tangiert“ worden. Obwohl diese verjährt seien, sei eine „vorsorgliche Unterrichtung“ der Generalbundesanwaltschaft geboten.
Im Mittelpunkt der mehr als dreijährigen Ermittlungen steht die Frage, von wem Stolpe 1978 die DDR-Verdienstmedaille überreicht bekam. Er selbst will sie vom DDR-Staatssekretär für Kirchenfragen, Hans Seigewasser, entgegengenommen haben. Dem Spiegel zufolge sollen die mit dem Fall befaßten Staatsanwälte aber schon 1993 festgehalten haben, die Indizien sprächen für die Version des ehemaligen Stasioffiziers Klaus Roßberg. Der will im Beisein seines damaligen Vorgesetzen Joachim Wiegand Stolpe den Orden unter konspirativen Umständen selbst ausgehändigt haben.
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