: Leer- statt Lehrformeln
■ Elternräte: Kritik an Untersuchung der Lernausgangslagen
Was wissen Hamburger SchülerInnen? Wie gut sind sie im Rechnen, Schreiben und Lesen? Seit gestern befragt die Hamburger Schulbehörde noch bis zum 20. September 15.000 FünftklässlerInnen nach ihrem Können oder nach den Lernbedingungen Zuhause. Die „Erhebung von Aspekten der Lernausgangslage“ ist jedoch umstritten.
Die Arbeitsgemeinschaft der Elternräte der Gesamtschulen Hamburg (ARGE) betrachtet es „mit Sorge“, daß in Zeiten einer rigorosen Sparpolitik 460.000 Mark dafür ausgegeben werden. Hauptkritikpunkt der Gesamtschulelternräte wie auch der GEW ist, daß die Untersuchung im wesentlichen auf die Leistungsfähigkeit der SchülerInnen in Rechnen, Schreiben und Lesen abzielt. Befürchtet wird, daß vor allem PolitikerInnen als Folge dessen die Arbeit in den Schulen wieder auf diese Aspekte reduzieren werden. Die integrative Arbeit, die Grundschulen in den vergangenen Jahren verstärkt leisten, wenn es um Behinderte, ausländische SchülerInnen, Verhaltensauffällige oder Kinder aus sozialen Brennpunkten und die Bemühungen um die soziale Entwicklung der Kinder gehe, werde dabei außer acht gelassen, bemängelt der ARGE-Vorsitzende Klaus-Peter Schiebener.
Die Schulbehörde rechtfertigt ihre Vorgehensweise damit, daß es keine Tests gibt, mit denen soziale Kompetenzen überprüft werden könnten. Dadurch bringe die Untersuchung aber nur quantifizierbare Aussagen über wenige Lei-stungsmerkmale und ausdrücklich keine Hinweise, was Schulen denn anders machen sollen, geben die Gesamtschulelternräte zu bedenken. Die Schulbehörde beschränke sich bei der Beschreibung der Ziele auf Leerformeln: Die Erhebung solle Daten liefern für eine „verbesserte Schulgestaltung“ und „verbesserte Beratung und Unterstützung“.
Nicht zuletzt kritisiert die ARGE, daß Veränderungsvorschläge von Eltern und LehrerInnen, die aus der Pilotuntersuchung vom August 1995 in Wandsbek resultierten, bei der flächendeckenden Befragung nicht berücksichtigt wurden. Dabei war unter anderem festgestellt worden, daß eine solche Untersuchung erst am Ende der Klasse vier sinnvoll ist.
Patricia Faller
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