piwik no script img

Erster Warnstreik bei Lafayette

■ Neuer Chef bietet Gespräche über Haustarifvertrag an

Im Tarifkonflikt des Einzelhandels kam es gestern vormittag zum ersten Warnstreik im Kaufhaus Lafayette in der Friedrichstraße. Rund 55 Beschäftigte des Nobelkaufhauses beteiligten sich von 8.30 bis 11 Uhr an der Arbeitsniederlegung. Etwa zehn VerkäuferInnen arbeiteten weiter, doch hatten sie kaum zu tun, da nur wenige Kunden das Haus betraten.

Mit diesem Warnstreik verknüpfen die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und die Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV) Forderungen nach einer Erhöhung des Stundenlohns um eine Mark und um 50 Pfennig pro Stunde für die Auszubildenden, sowie nach Übernahme des rheinland-pfälzischen Tarifabschlusses für den Einzelhandel.

Die Geschäftsleitung brauche sich über den Warnstreik nicht zu wundern, erklärte Manfred Birkhahn von der HBV. Denn für die Galeries Lafayette stehe immer noch die Einigung über einen Flächen- oder einen Haustarifvertrag aus. Diese Entscheidung sollte bis Ende August getroffen worden sein. Mit dem ausstehenden Tarifvertrag fehlen den Mitarbeitern Rechtsansprüche, um bereits angefallene Überstunden bezahlt oder Urlaub bewilligt zu bekommen.

Die DAG werde es nicht hinnehmen, daß dieses in Deutschland neu am Markt vertretene Unternehmen „nach außen mit Glaspalästen glänzt, aber nach innen nicht bereit ist, tarifliche Mindestbedingungen anzuwenden“, so ihr Sprecher Roland Tremper.

Obwohl der Gewerkschaft HBV zugesichert worden war, daß die Streikenden von seiten der Geschäftsführung mit keinerlei disziplinarischen Maßnahmen zu rechnen hätten, hat die Personalchefin des Hauses, Frau Gerecht, sich die Namen der streikenden Mitarbeiter notiert. „Das kann aber auch an der defekten Stechuhr des Hauses gelegen haben“, meint Manfred Birkhahn. Problematisch war die Situation für neue Mitarbeiter und Aushilfskräfte, da es für ihre Kündigung keinerlei Angabe von Gründen bedarf.

Für Mitte des Monats hat der neue Direktor des Hauses, Joseph Stoffer, den Gewerkschaften Gespräche zugesagt, in denen es um die tarifliche Absicherung der Beschäftigten gehen wird. Da er seinen Job gerade erst angetreten hat, hat die HBV ihm „der Fairneß halber“ Zeit zugestanden, sich mit dem deutschen Tarifrecht auseinanderzusetzen. „Man wird sehen, ob die Zusagen eingehalten werden“, ansonsten werde es zu weiteren Streikaktionen kommen.

Zudem kündigte die Gewerkschaft HBV weitere Aktionen im Einzelhandel an, um ihren Forderungen nach Lohnerhöhung und der Übernahme des Tarifmodells aus Rheinland-Pfalz zum 1. November Nachdruck zu verleihen. Frank Fölsch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen