piwik no script img

Zapatisten beenden Dialog in Mexiko

■ Vorwurf an die Regierung: "Rassismus und Intoleranz". Präsident Zedillo hatte zuvor angesichts der Offensive der neuen EPR-Guerilla einen verstärkten Kampf gegen den Terrorismus angekündigt

Mexiko-Stadt (AFP/AP/dpa) – Mexikos Zapatistenguerilla hat die Friedensverhandlungen mit der Regierung abgebrochen. Das Zapatistische Nationale Befreiungsheer (EZLN) beschuldigte Staatschef Ernesto Zedillo in einer Erklärung, seine Politik sei von „Rassismus und Intoleranz“ geprägt. Die Regierung verstoße gegen das bereits geschlossene Teilabkommen über „Rechte und Kultur der Ureinwohner“. Der Dialog könne erst wiederaufgenommen werden, wenn die Regierung 18 mutmaßliche Zapatisten aus der Haft entlasse, „das Klima der Verfolgung und militärischer und polizeilicher Bedrohung“ in Chiapas beende und für das Verschwinden der Privatmilizen der Großgrundbesitzer aus der Provinz sorgen.

Die Fortsetzung der Verhandlungen, in denen bisher erst ein Teilabkommen unterzeichnet worden ist, war ursprünglich für den heutigen Mittwoch vorgesehen. Die Verhandlungsleiter können den geltenden Vereinbarungen zufolge die Gespräche erst nach Anhörung beider Seiten für gescheitert erklären.

Mexikos Regierung reagierte mit Unverständnis auf den Abbruch der Verhandlungen. Die Positionen der Regierung und der Zapatisten seien gar nicht weit voneinander entfernt, sagte das Innenministerium. Allein eine politische Lösung könne den Konflikt beenden. Auf die Anschuldigungen der Rebellen ging die Regierung zunächst nicht ein.

Die Regierung ist derzeit mit einer Offensive einer neuen Guerillaorganisation „Revolutionäres Volksheer“ (EPR) konfrontiert. Die Zapatisten kämpfen seit Anfang 1994 für die Rechte der mexikanischen Ureinwohner und eine Demokratisierung des mexikanischen Staatswesens. Die Guerillaorganisation EPR tauchte erstmals Ende Juni 1996 in den Bundesstaaten Guerrero und Oaxaca auf. Bei Gefechten mit Einheiten der Armee und der Polizei wurden in den vergangenen Tagen mindestens 17 Menschen getötet. In ihrer Erklärung distanzierten sich die Zapatisten von der EPR. Sie sähen in ihr „weder einen Feind, noch einen Rivalen“, so die EZLN. Aber: „Sie kämpfen, um an die Macht zu gelangen, wir kämpfen hingegen für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit“.

Erst am Sonntag hatte Mexikos Präsident Ernesto Zedillo in einer Rede vor dem Parlament angekündigt, der Staat werde mit allen Mitteln den „Terrorismus“ bekämpfen. Die Gewalt sei um so weniger gerechtfertigt, als sich das Land gerade von einer schweren Wirtschaftskrise erhole. Presseberichten zufolge wurde Mexiko-Stadt aus Anlaß der Rede Zedillos mit einem Aufgebot von 200.000 Soldaten und Polizisten abgesichert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen