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Albaner gehen wieder in die serbischen Schulen

■ Das parallele Unterrichtssystem in der Unruhe-Provinz Kosovo wird aufgelöst

Belgrad (dpa/taz) – Nach sechs Jahren Schulstreik im Kosovo soll wieder Frieden und Leben in Hörsäle und Klassenzimmer der zu 90 Prozent von Albanern bewohnten Provinz Serbiens einkehren. Der serbische Präsident Slobodan Milošević und der Führer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, unterzeichneten nach langen Geheimverhandlungen unter kirchlicher Vermittlung ein Abkommen über die Normalisierung des Schulunterrichts und die Rückkehr der albanischen Schüler in die serbischen Provinzschulen.

Laut Vereinbarung werden 350.000 albanische Schüler, rund 8.000 Studenten und 18.000 Lehrer und Professoren an die serbischen Schulen und Universitäten zurückkehren. Die Albaner haben seit 1990 den von Belgrad verordneten Unterricht boykottiert. Belgrad hatte dem Kosovo im selben Jahr die Autonomierechte genommen und den serbischen Lehrplan aufgezwungen. Daraufhin organisierten die Kosovo-Albaner ein „paralleles“ Schulsystem in albanischer Sprache mit 425 Grundschulen, 66 Mittelschulen, 7 höheren Schulen und 12 Fakultäten.

Zunächst sollen die albanischen Kinder weiter mit ihren eigenen Lehrplänen lernen, bis eine gemeinsame Kommission einen neuen, für beide Seiten annehmbaren Lehrplan ausgearbeitet hat.

Dieses erste serbisch-albanische Abkommen seit Aufhebung der Kosovo-Autonomie hat weitreichende politische Bedeutung. Die Regierung in Belgrad steht unter ausländischem Druck, den Kosovo-Albanern nicht nur die gleichen Rechte, sondern auch den früheren Autonomiestatus zurückzugeben. Damit soll auch die Unterdrückung der Albaner und ihre wirtschaftliche Benachteiligung beseitigt werden. Die berüchtigte Serbische Akademie der Künste hat vor zwei Monaten in einem Memorandum sogar die Trennung vom Kosovo vorgeschlagen, um den serbischen Charakter des Landes nicht zu gefährden. Im Kosovo liegt das berühmte Amselfeld, auf dem Milošević im Jahre 1989 mit einer Demonstration von einer Million Menschen den nationalistischen Feldzug der Serben einläutete. Die Serben unterlagen im Jahre 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld den Osmanen.

Die Verständigung zwischen Milošević und Rugova stößt auch auf Kritik. „Das ist 1:0 für Milošević; Rugova hat strategisch verloren“, behauptet der bekannte Verfechter der Menschenrechte der Kosovo-Albaner, Adem Demaqi. Gerüchte sprechen inzwischen von einem Machtkampf unter den Albanern. Auch die extrem nationalistische Serbische Radikale Partei hat das Abkommen als „Verrat und Beginn der Übergabe Kosovos an die Albaner“ kritisiert.

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