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Saddams Soldaten durchkämmen Arbil

■ PUK begrüßt das Eingreifen der USA, KDP ist schockiert

In Sulaymaniya herschte gestern Partystimmung. Tausende Kurden gingen jubelnd auf die Straßen und feuerten Freudenschüsse in die Luft. Die Bedrohung eines irakischen Angriffs auf diese PUK-Hochburg südlich der Flugverbotszone schien durch die US- Angriffe abgewendet – vorerst, denn währenddessen beschoß irakische Artillerie weiter kurdische Ortschaften entlang der kurdisch- irakischen Demarkationslinie.

Arbil, die Hauptstadt Irakisch- Kurdistans, glich dagegen einer Geisterstadt. Die Rolläden der Geschäfte im Basar waren heruntergelassen; kaum ein Mensch traute sich auf die Straße. Zu den Kriegsruinen aus den innerkurdischen Kämpfen sind weitere hinzugekommen. Die Stromversorgung ist unterbrochen, Telefonverbindungen gekappt.

Der irakische Geheimdienst hat im Parlamentsgebäude Quartier bezogen und durchkämmt die Stadt mit Hilfe von Namenslisten auf der Suche nach Oppositionellen. Hunderte sollen bereits gehängt worden sein. Irakische Soldaten haben ihre Uniformen gegen kurdische Kleidung getauscht, um so über ihre weitere Präsenz in der Stadt hinwegzutäuschen. Um die Stadt herum sollen noch fast 300 irakische Panzer stehen. Dieses Bild zeichnen Oppositionelle und andere Bürger Arbils, die fliehen konnten.

Saddam Hussein läßt keinen Zweifel daran, wie er mit kurdischen Demokratiebestrebungen verfahren will. Erinnerungen an das Ende des Golfkriegs vor knapp sechs Jahren werden wach. Damals brachten die kurdischen Widerstandstruppen in kürzester Zeit große Teile Kurdistans unter ihre Kontrolle. Mit der UN-Resolution 688 wird vom irakischen Regime verlangt, daß es die Unterdrückung der Zivilbevölkerung, insbesondere der Kurden, beendet und den Frieden in der Region nicht bedroht. Beides ist mit dem Angriff auf Irakisch-Kurdistan geschehen. Zwar lassen sich alliierte Militärinterventionen theoretisch mit der Durchsetzung der Resolution legitimieren. Doch eine Veränderung der Machtverhältnisse im Irak wird damit nicht erreicht.

Der Chef der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Dschalal Talabani, begrüßte gestern das Eingreifen der USA. Dies sei „die einzige Sprache, die das Regime versteht“. Die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) reagierte „schockiert“ auf die Militäraktion. Das meldete die halbamtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf hochrangige KDP-Vertreter in der südtürkischen Grenzstadt Silopi. Damit demonstriert die KDP, daß für sie die Entscheidung über die Zukunft Iraks bereits gefallen ist: Seite an Seite mit dem Regime Saddam Husseins. Helen Feinberg

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