: Kein Wort zur Sache
■ „Panorama“-Redakteur muß 9000 Mark für den Mitschnitt einer Rede zahlen
Große Worte hätten gesprochen werden sollen: Was darf die Presse, was darf sie nicht? Der Fall eines Redakteurs des ARD-Magazins Panorama sollte dem Hamburger Amtsgericht am Donnerstag den Anlaß bieten, sich mit derlei Grundsatzfragen zum Presserecht zu befassen.
Wann eine Versammlung als öffentlich zu bezeichnen ist, stand zur Debatte an, außerdem die Frage, wann JournalistInnen dort Gehörtes mitschneiden und in einer Rundfunksendung ausstrahlen können. Doch statt all dessen wurde das Verfahren eingestellt. Die ursprünglich verhängte Geldstrafe wandelte das Gericht in die mildere Geldbuße um. Satte 9000 Mark zahlt ARD-Redakteur Robert Hetkämper nun dafür, immerhin nicht schuldig gesprochen zu sein. Ein teurer Kompromiß.
Anfang Februar 1995 hatte das ARD-Magazin Panorama eine Reportage über die Firma Birkenstock ausgestrahlt. „Birkenstocksandalen – Fußtritte gegen Kunden“ hieß die Sendung, in der obskure Geschäftspraktiken, vor allem die Personalpolitik, des Unternehmenschefs Karl Birkenstock angeprangert wurden. Von Strafversetzungen unliebsamer Angestellter war die Rede, und davon, daß Betriebsräte durch betriebsinterne Umstrukturierungen ausgeschaltet worden sein sollen.
Panorama ließ auch Karl Birkenstock persönlich zu Wort kommen — was der allerdings nicht wußte. Eine nichtöffentliche Versammlung sei es gewesen, die Panorama unbefugt mitgeschnitten habe, ließ er über seine Anwälte dem Amtsgericht mitteilen und den für die Sendung verantwortlichen Robert Hetkämper in einem Strafbefehl zu einer Geldstrafe von 18.000 Mark verurteilen. Hetkämper legte Einspruch ein. Sein Anwalt wappnete sich mit Argumenten, warum die Versammlung immerhin öffentlich zugänglich gewesen sei, der Panorama-Redakteur damit tun durfte, was er tat.
Die Hauptverhandlung jedoch war gestern beendet, ehe auch nur ein Wort zur Sache gefallen war.
Das kommt nun dem Hamburger Fürsorgeverein zugute. An ihn muß Hetkämper seine Geldbuße zahlen. Elke Spanner
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