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Buthelezis Eiertanz vor der Wahrheitskommission

■ Südafrikas Inkatha-Chef entschuldigt sich für Gewalt: Er sei nicht verantwortlich

Johannesburg (taz) – Sich öffentlich zu entschuldigen hat in Südafrika große Konjunktur. Selbst der Inkatha-Chef und derzeitige Innenminister Mangosuthu Buthelezi bat gestern für sich und für seine Anhänger vor der südafrikanischen Wahrheitskommission Präsident Nelson Mandela und andere hohe Politiker des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) um Entschuldigung „für jegliche Verletzung, die ich ihnen zugefügt habe.“ Allerdings nahm Buthelezi kein Blatt vor den Mund: „Ich hoffe ernsthaft, daß die Entschuldigung an Herrn Mandela und andere, die ich in meinem Herzen trage, von ihm und anderen so schlicht und öffentlich erwidert wird, wie ich es jetzt getan habe.“

Buthelezi folgte anderen hochrangigen südafrikanischen Politikern, die vor der Wahrheitskommission die Apartheid-Zeit jeweils aus ihrer Sicht schildern. Sowohl der letzte weiße Präsident Südafrikas, Frederik Willem de Klerk, als auch der heutige Vizepräsident Thabo Mbeki (ANC) gaben in ihren Vorlagen Fehler in der Vergangenheit zu. Daß Buthelezi, für dessen Partei gestern eine eigene Anhörung stattfand, das nun auch tut, ist insofern bemerkenswert, als die Inkatha bis vor kurzem die Wahrheitskommission als ein Mittel zu Hexenjagd ablehnte.

Noch im April, als die ersten öffentlichen Anhörungen von Opfern und Hinterbliebenen begannen, hatte ein hohes Inkatha-Mitglied erklärt, der Gang vor die Kommission komme einem selbstgewählten Todesurteil gleich. Buthelezi sagte immer, die Kommission sei einseitig zugunsten des ANC besetzt und könne deshalb keine unparteiische Wahrheit finden. Erst in einer Unterredung mit dem Kommissionsvorsitzenden, dem ehemaligen Erzbischof Desmond Tutu, setzte sein Sinneswandel ein. Er habe noch immer Zweifel, erklärte er gestern; weil 420 Inkatha-Führer und Tausenden seiner Unterstützer während der Apartheid-Zeit gewaltsam ums Leben gekommen seien, könne er jedoch nicht schweigen.

Allerdings ging die Läuterung nicht so weit, daß in dem fast 800 Seiten langen Inkatha-Papier auf die altbekannten Verschwörungstheorien verzichtet würde. Politische Gewalt, so Buthelezi, hätten weder er persönlich noch andere Inkatha-Politiker jemals angeordnet. „Ich habe Gewalt immer verabscheut und werde das auch immer tun.“ Es seien nur Inkatha- Mitglieder in die Konflikte hineingezogen worden. Nach jeglicher Verantwortung für politische Gewalt seitens der Inkatha und die mittlerweile längst erwiesene Zusammenarbeit mit den Sicherheitskräften des Apartheid-Regimes sucht man in dem Dokument vergebens. Dem ANC wirft Inkatha vor, bis heute den Krieg der Vergangenheit fortzuführen. Außerdem präsentierte Inkatha ein bislang unbekanntes „hochgeheimes“ Dokument. Mit ihm soll erwiesen werden, daß der ANC 1987 ein Mordkomplott an Buthelezi plante. Kordula Doerfler

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